Page 10 - Schiedsrichter-Zeitung
P. 10

10
TITELTHEMA
DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 03|2021
„GROSSE FREUDE“
Im SRZ-Interview spricht Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich über die EM-Nominierungen.
 1
Herr Fröhlich, der DFB zählt zu den wenigen Verbän- den, die sogar zwei Schiedsrichter-Teams zur EURO 2021 schicken dürfen ...
Fröhlich: Das freut mich sehr für die nominierten Schiedsrichter und ist eine tolle Auszeichnung für deren Leistungen! Ob Felix Brych mit Mark Borsch und Stefan Lupp oder Daniel Siebert mit Rafael Fol- tyn und Jan Seidel – sie alle haben hart darauf hingearbeitet und dür- fen stolz auf sich sein. Dass mit Christian Dingert, Bastian Dankert, Marco Fritz und Christian Gittel- mann zusätzlich vier DFB-Schieds- richter als Video-Assistenten nomi- niert wurden, rundet das tolle Ergebnis ab. Ich hoffe sehr, dass auch alle die Europameisterschaft genießen können, bei aller Anspan- nung und den sicherlich immer noch eingeschränkten Rahmenbe- dingungen aufgrund der Corona- Pandemie.
Zehn DFB-Schiedsrichter bei so einem großen Turnier – das hat es wohl noch nie gegeben ...
Fröhlich: Das stimmt. Gerade in einer Zeit, in der in Deutschland eine negative Berichterstattung zum Thema Schiedsrichter dominiert, ist dies eine wohltuend posi- tive Botschaft: Es unterstreicht die Qualität unserer deut- schen Referees und ist eine schöne Wertschätzung. Mit Deniz Aytekin, Tobias Stieler und Felix Zwayer haben wir ja noch drei weitere Unparteiische in der Elite-Kate- gorie. Und auch, wenn wir uns nun mit den beiden freuen, die nominiert wurden, so sollten wir auch erwähnen, dass diejenigen, die nicht zum Zuge kamen, auch starke Schiedsrichter sind, die zur Elite Europas gehören.
Dass von den genannten Unparteiischen nun Daniel Siebert zur EM fahren darf, kam für einige doch sehr überraschend, oder?
Fröhlich: Auf den ersten Blick, ja! Wenn man jedoch seine Entwicklung verfolgt, insbesondere in den ver- gangenen 18 Monaten, kann man die Nominierung gut
nachvollziehen. Daniel hat sowohl national als auch international Top-Spiele sehr erfolgreich geleitet. Das kann man auch an der Anzahl seiner Ansetzungen sehen und beispielsweise auch daran, dass er im internationa- len Bereich noch im Viertelfinale der Europa League als Schiedsrichter eingesetzt war.
Und was sagen Sie zu Dr. Felix Brych?
Fröhlich: Über viele Jahre ein absoluter Top-Schieds- richter, ohne jeden Zweifel. Es ist schon beeindruckend, wenn nicht gar einzigartig, welche Karriere er hingelegt hat. Mit welcher Disziplin und Präzision Felix seinen Weg gegangen ist, davor kann man nur den Hut ziehen. Seine inzwischen etwas lockere und entspannte, offe- nere Art der Spielführung steht ihm sehr gut und kommt auch sehr gut an. Das rundet das Ganze auf höchstem Niveau ab.
Da kann man als sportliche Leitung sehr stolz sein, dass man solche Leute hat ...
Fröhlich: Das stimmt. Wobei das gesamte Team der Akti- ven im Profibereich wichtig ist – von Schiedsrichter A bis Schiedsrichter Z, vom besten bis zu jenem, bei dem es gerade nicht so gut läuft. Wir als sportliche Leitung begleiten und fördern unsere Unparteiischen und schaf- fen die bestmöglichen Rahmenbedingungen, sodass sie sich weiterentwickeln können. Letztlich muss jeder von ihnen Entwicklungsschritte selbst vollziehen.
Jetzt sind zur EM ja – zumindest teilweise – wieder Zuschauer zugelassen. Darauf können sich die Refe- ree-Teams aber nicht vorbereiten. Könnte das ein Pro- blem für sie werden?
Fröhlich: Das glaube ich nicht. Allmählich gehen wir ein Stück zurück zu Zeiten vor der Corona-Pandemie. Das ist gut so. Es gibt im Prinzip zwei Arten von Schiedsrich- tern: Die einen haben kein Problem damit, dass Fußball ohne Publikum atmosphärisch steril wirkt, weil sie es mögen, dass sich dadurch alles auf den reinen Sport konzentriert. Die anderen mögen das eher nicht, sie brauchen die Stadion-Atmosphäre. Die Teams werden sich auf die neuen Rahmenbedingungen einstellen und kein Problem damit haben. Wir wünschen ihnen eine erfolgreiche Europameisterschaft als großartiges Ereignis mit positiven Eindrücken und Erfahrungen.
1_Lutz Michael Fröhlich freut sich über die zahlreichen Nominierungen deutscher Schiedsrichter.















































































   8   9   10   11   12