Page 23 - Schiedsrichter-Zeitung
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Christina Biehl aus Siesbach (Rheinland-Pfalz) ist nicht nur als Schiedsrichterin sehr erfolgreich, sondern engagiert sich auch neben dem Fußball- platz. Die 35-Jährige ist seit diesem Jahr Botschaf- terin für die Stefan-Morsch-Stiftung und setzt sich dabei im Kampf gegen Leukämie ein.
Die sportliche Karriere von Christina Biehl ist an Höhepunkten reich. Doch wie bei jedem Fuß- baller und jeder Fußballerin gibt es ein Wort, das
alles überstrahlt: Champions-League-Endspiel. „Wenn ich daran zurückdenke, bekomme ich noch heute eine Gänsehaut“, sagt sie. Das einzige Großereignis, bei dem sie noch nicht dabei war, sind die Olympischen Spiele. Am 1. Juni 2017 aber war Christina Biehl an der Seite von Bibiana Steinhaus als Assistentin an der Linie, als Olympique Lyon vor knapp 23.000 Zuschauern in Car- diff die UEFA Women’s Champions League durch ein 7:6 im Elfmeterschießen gegen Paris Saint-Germain gewann – das erste Finale seit zehn Jahren, an dem keine deutsche Mannschaft beteiligt war. Und endlich eine Chance für ein DFB-Schiedsrichterteam, zum Zug zu kommen.
Christina Biehl ist in Sachen zuverlässige Qualität und Ausstrahlung eine Konstante im deutschen Schiedsrich- terinnenwesen. 2004, im Alter von 18 Jahren, stieg sie in die 2. Frauen-Bundesliga auf; 2008 folgte dann der Auf- stieg in die Frauen-Bundesliga. Damit zählt die in Siesbach wohnende und für den SV Niederhambach im rheinland- pfälzischen Kreis Birkenfeld pfeifende Schiedsrichterin neben Riem Hussein und Katrin Rafalski zu den dienstäl- testen und erfahrensten Schiedsrichterinnen in der Elite- klasse. Mehr als 80 Spiele in der höchsten Frauenklasse hat sie mittlerweile geleitet. Darüber hinaus war sie 2010 bei der U 20-WM der Frauen in Deutschland, 2017 bei der Frauen-Europameisterschaft in den Niederlanden im Einsatz und leitete 2011 das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln. Den „Classico“ zwischen dem 1. FFC Frankfurt und dem 1. FFC Turbine Potsdam entschieden die Hessinnen mit 2:1 für sich.
Zudem kann Christina Biehl ein weiteres sportliches Alleinstellungsmerkmal für sich in Anspruch nehmen: Als erste Frau leitete sie im Jahr 2010 das Finale des Südwestpokals der Männer zwischen dem FK Pirmasens und dem FV Dudenhofen.
Und trotz der Einschränkungen und sportlichen Schwie- rigkeiten seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie konnte Christina Biehl im Januar 2021 eine weitere Pre- miere feiern, als sie bei der Partie des MSV Duisburg gegen den SV Meppen zum ersten Mal bei Schiedsrich- ter Patrick Alt in der 3. Liga an der Linie stand. „Im Pro- fifußball der Männer anzukommen, das ist schon ein
besonderes Gefühl“, erzählt die 35-Jährige, die haupt- beruflich am Umwelt-Campus in Birkenfeld, der zur Hochschule Trier gehört, als Schnittstellenmanagerin im Bereich Nachhaltigkeit arbeitet. Dabei berät Biehl, die zunächst Sportmanagement studiert und im Anschluss noch den Master in Umwelt- und Betriebs- wirtschaft absolviert hat, Studierende bei ihren ersten Schritten in die Eigenverantwortung.
„Der Job“, sagt Biehl, „ermöglicht mir glücklicherweise ein hohes Maß an zeitlicher Selbstständigkeit.“ Das ist auch notwendig: Christina Biehl ist verheiratet und Mut- ter zweier Töchter im Alter von fünf und drei Jahren. Dass sie im DFB-Fragebogen unter anderem Ausdauer- sport als ihr Hobby angegeben hat, dürfte kein simples Lippenbekenntnis sein.
IHR VATER BRACHTE CHRISTINA ZUR SCHIEDSRICHTEREI
Christina Biehls Karriere im Fußball war familiär vorge- zeichnet: Ihr Vater war im Frauen- und Mädchenfußball engagiert und trainierte die Auswahl des Südwestdeut- schen Fußballverbandes. Christina Biehl spielte selbst Fußball; ihr älterer Bruder war als Fußballschiedsrichter aktiv. Als die Tochter 14 Jahre alt war, ermunterte der Vater sie, ebenfalls die Schiedsrichterprüfung abzulegen:
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Christoph Schröder
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  2_Seit diesem Kalenderjahr assistiert die 35-Jährige auch
in der 3. Liga, hier
im Team von Tobias Reichel.
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