Page 32 - DFB-Schiedsrichterzeitung 06-2020
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„ DANK E AN ALLE B E TE ILI G TE N “
Am Rande des Beobachter-Lehrgangs spra- nicht auswertbar war, ausschließlich nega- Es war die richtige Entscheidung, die Lehr-
chen wir mit den DFB-Mitarbeitern Moiken tive Testergebnisse. gänge als Präsenzveranstaltungen zu
Wolk und Dennis Borchardt über ihre Erfah- gestalten. Bei den Schiedsrichtern haben
rungen bei den diesjährigen Lehrgängen für Wie waren die Reaktionen der Unparteii- wir ohnehin den Vereinen gegenüber die
Schiedsrichter und Beobachter. schen auf die Corona-Selbsttests? Verantwortung, dass wir geprüfte Schieds-
Die meisten Rückmeldungen waren sehr richter aufs Feld schicken. Natürlich könnte
Was bedeutete die Pandemie für die Orga- wertschätzend und positiv. Es gab nur ein- man theoretische Inhalte auch über Video-
nisation der Schiedsrichter-Lehrgänge zelne Stimmen, die fragten, ob das wirklich konferenzen vermitteln, aber das Zwi-
beim DFB? sein müsse. Wenige andere wiederum stell- schenmenschliche ist bei einem Lehrgang
Es war vor allem eine riesige administra- ten die Sinnhaftigkeit der Präsenzlehr- mindestens genauso wichtig. Denn die
tive Herausforderung. Besonders stressig gänge infrage oder merkten an, dass dies praktischen Teile wie Gruppenarbeiten
war die Anfangszeit mit den ersten Lehr- sehr viel Aufwand für ein Ehrenamt sei. und Diskussionen in Teilgruppen lassen
gängen Anfang Juli. Als das Hygienekon- Besonders für die Corona-Selbsttests sich über Videoschalten nicht abbilden.
zept erst eine Woche vor dem ersten Lehr- benötigten die Teilnehmer einige Zeit: Die
gang abgesegnet wurde, mussten wir Testkits mussten in bestimmten Zeitfens- Was wird eurer Meinung nach von der Neu-
kurzfristig reagieren und den Ablauf orga- tern entgegengenommen und abgeholt strukturierung der Lehrgänge nach der Pan-
nisieren: Wie ermöglichen wir die Hand- werden, teilweise wurden die Tests sogar demie übrig bleiben?
desinfektion für jeden Teilnehmer? Wie im Urlaub gemacht. Deshalb war es uns In der Zeit nach Corona werden wir auf
verhindern wir, dass sich bei der Anreise wichtig, uns auch heute noch einmal bei jeden Fall wieder zum alten Konzept
eine Ansammlung bildet? Was machen wir, allen zu bedanken. zurückkehren. In diesem Jahr mussten wir
wenn bei einem Teilnehmer erhöhte Tem- pandemiebedingt die Teilnehmer in zwei
peratur gemessen wird? Nach jedem Lehr- Was wäre passiert, wenn sich jemand Gruppen auf je einen Tag verteilen. Aber
gang haben wir uns intern ausgetauscht geweigert hätte? natürlich lässt sich viel mehr Inhalt vermit-
und die Abläufe optimiert. Die Teilnahme an den Tests und Lehrgän- teln, wenn man in der großen Gruppe ein
gen war bei den Beobachtern freiwillig. ganzes Wochenende lang Zeit hat. Video-
Womit wart ihr am längsten beschäftigt? Zwar konnte nur mit negativem Testergeb- konferenzen werden auch in Zukunft keine
Der größte Aufwand war die Zuordnung nis an den Lehrgängen teilgenommen wer- Präsenzlehrgänge ersetzen, aber man hat
der Corona-Testkits zu den jeweiligen Per- den, wir haben aber deutlich formuliert, jetzt gelernt, auf Alternativen zurückzu-
sonen: Jedes Päckchen hat einen Barcode, dass es ohne Konsequenzen bliebe, wenn greifen. Zum Beispiel müssen nicht für
den wir im System einscannen und zuord- jemand nicht an einem Lehrgang teilnimmt. jeden Inhalt die Teilnehmer aus der gesam-
nen mussten, damit das anonymisierte Test- Sei es, weil er selbst – oder jemand aus ten Bundesrepublik einberufen werden.
ergebnis letztendlich auch der richtigen dem eigenen Haushalt – zur Risikogruppe Auch Abstimmungsthemen im DFB-
Person zugeordnet werden konnte. Diesen gehört oder auch aus anderen Gründen. Schiedsrichterausschuss lassen sich pro-
Vorgang mussten wir mehrfach kontrollie- Aus der aktuellen Situation soll nieman- blemlos über Videokonferenzen abhan-
ren, denn da durfte keinesfalls ein Fehler dem ein Nachteil entstehen. deln. Und umgekehrt lassen sich manche
passieren. Insgesamt haben wir etwa Inhalte, die man früher per Mail verschickt
350 Päckchen verschickt. Dabei gab es Hat sich der hohe Mehraufwand rückbli- hätte, teilweise mit einer Videokonferenz
neben einem einzigen Testergebnis, das ckend gelohnt? aufwerten.
Bianca Zindel (links) im Gespräch mit Dennis
Borchardt und Moiken Wolk.