Page 11 - DFB-Schiedsrichterzeitung 06/2019
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Der künftige Austausch zwischen beiden Bereichen
ist schon dadurch gewährleistet, dass im neuen
Schiedsrichterausschuss auch zwei Vertreter des ZUR PE RSON
hauptamtlich geführten sportlichen Bereichs der Elite-
Schiedsrichter vertreten sind. Somit ist einerseits Im Jahr 1975 hat Udo Penßler-Beyer Jahre lang als Kreis-Obmann. Es folg-
sichergestellt, dass die Vertreter des Amateurbereichs
aus erster Hand über aktuelle Vorhaben und Entwick- als damals 15-Jähriger die Ausbil- ten die Lehrwart-Tätigkeit im Bezirk
und Verband. Von 2004 bis 2013 war
dung zum Schiedsrichter absolviert.
lungen im Elitebereich informiert werden und ihre Bis 1990 war er Assistent in der DDR- er stellvertretender Vorsitzender im
Meinung hierzu einbringen können, andererseits aber Liga, der damals zweithöchsten Spiel-
auch der Elitebereich unmittelbar in die Arbeit im Schiedsrichterausschuss des Nord-
Amateurbereich, insbesondere in die Arbeit mit den klasse, von 1990 bis 1992 Schieds- ostdeutschen Fußballverbandes und
richter der Oberliga, der damals
dort verantwortlich für das Beobach-
Schiedsrichtern der Junioren-Bundesligen, eingebun- höchsten Amateurspielklasse. Seine tungswesen. Als er im Jahr 2013 den
den ist und dabei eigene Vorstellungen artikulieren Funktionärstätigkeit begann er
kann. Dass dazu auch die Auffassung der DFL Berück- Vorsitz dieses Gremiums übernahm,
sichtigung finden wird, ist logisch und wird durch die bereits 1980 auf Kreisebene, wurde er zudem auch Mitglied im
zunächst als Beisitzer und danach 15
DFB-Schiedsrichterausschuss.
Mitgliedschaft zweier Vertreter im Ausschuss berück-
sichtigt.
In welchen konkreten Bereichen wird es eine Verzah-
nung zwischen den Bereichen Elite und Amateure Bei der Ausbildung und Zertifizierung der Lehrwarte hat
geben? sich unser Konzept sehr gut bewährt, die Qualität der
Ausbildung in den Verbänden hat spürbar zugenommen.
Das sind im Wesentlichen zwei Bereiche: Zum einen wird Schon wegen der hohen Fluktuation in diesem Bereich
es auch künftig nur einen DFB-Lehrwart geben, der für ist ein Ende dieser Ausbildung nicht abzusehen und
die Regelauslegung innerhalb des Schiedsrichterbe- demzufolge auch nicht gewollt. Auch bei der Ausbil-
reichs verantwortlich ist, sofern es sich hierbei nicht um dung der Kreis-Obleute sind wir seit mittlerweile vier
Dinge handelt, die nur die Elite betreffen (VAR). Zum Jahren ein gutes Stück vorangekommen und haben von
anderen wird die Schnittstelle Talent-Scouting weiter deutlich mehr als 90 Prozent der Teilnehmer ein posi-
auszubauen und mit konkreten Inhalten auszustatten tives Feedback bekommen. Wir haben inzwischen rund
sein, damit auch zukünftig gewährleistet ist, dass die 300 Obleute erfasst und arbeiten im Moment an einem
besten Schiedsrichter des Amateurbereichs den Sprung Konzept 2.0. Wir wollen weiterhin sicherstellen, dass
in die Elite schaffen, und das mit möglichst wenig Anlauf- Obleute, die dieses schwierige Amt an der Basis über-
schwierigkeiten. nehmen, optimal darauf vorbereitet werden, wollen aber
andererseits auch Fortbildungen für die Funktionäre
Helmut Geyer sagte in der Schiedsrichter-Zeitung, die anbieten, die die Basisausbildung bereits absolviert und
Spezialisierung bei den Assistenten müsse bereits in dort den Wunsch nach speziellen weiterführenden The-
den Amateurklassen beginnen. In naher Zukunft werde men geäußert haben.
es nur noch spezialisierte Assistenten in den höchsten
zwei bis drei Ligen geben. Wörtlich sagte Geyer: „Wir Ansonsten wird es sicherlich Ihre Aufgabe sein, neue
müssen dahin kommen, dass ein Regionalliga-Assis- Lösungen für alte Probleme zu finden, zum Beispiel
tent den Entwicklungsweg beschreiten kann, als spe- was den Rückgang der Schiedsrichter-Zahlen oder die
zialisierter Assistent auch in die Profi-Spielklassen zu zunehmende Gewalt gegenüber Unparteiischen
gelangen. Er würde sich dann nicht über eine Schieds- betrifft. In welchen Bereichen haben Sie die Hoffnung,
richterliste qualifizieren, sondern über eine eigene neue Impulse geben zu können?
Assistentenliste.“ Ist das ein Projekt, das Sie voran-
treiben werden? Ich habe Mitte der 1980er-Jahre das Amt des Kreis-
Obmanns übernommen. Schon damals waren die The-
Dass wir die Professionalisierung auch im Assistenten- men Schiedsrichtergewinnung und -erhaltung Dauer-
bereich weiter vorantreiben müssen, ist unstrittig. Es brenner. Wenn es dafür die ideale Lösung gäbe, hätte
wird darüber zu reden sein, ab welcher Spielklasse eine man sie also inzwischen sicher gefunden. Wir müssen
solche Spezialisierung Sinn macht, denn am Ende ist auch in Zukunft immer wieder nach neuen, zeitgemä-
auch der Assistent ein Stück weit Schiedsrichter und ßen Wegen suchen, dieser Probleme Herr zu werden.
sollte wissen, wie es ist, auf dem Platz zu stehen. Außer- Wichtig dabei ist, dass wir einerseits die Sprache der
dem wird es oft schon in den Verbandsligen kaum mög- Jugend sprechen, uns auf die vielen neuen Herausfor-
lich sein, eine strikte Trennung der Ausbildungsrichtun- derungen einstellen, aber andererseits auch die Sorgen
gen vorzunehmen, da uns dazu rein quantitativ zu wenig und Belange der älteren Freunde berücksichtigen, die
Aktive zur Verfügung stehen. Woche für Woche auf den untersten Ebenen unter teil-
weise schwierigsten Bedingungen ihrem Hobby nach-
Ein Tätigkeitsschwerpunkt des DFB-Schiedsrichter- gehen. Was das Thema „Gewalt gegenüber Schieds-
ausschusses war in der Vergangenheit die Ausbildung richtern“ angeht, kann die Devise nur „null Toleranz“
und Qualifizierung von Obleuten und Lehrwarten. heißen. Hier muss zwingend mit allen Möglichkeiten
Inwieweit liegen schon Erkenntnisse über den Erfolg des Sportrechts, aber auch des Zivilrechts nach Mitteln
dieser Maßnahmen vor und sollen diese auch in Zukunft gesucht werden, damit Schiedsrichter nicht zum Frei-
fortgeführt werden? wild werden.