Page 6 - DFB-Schiedsrichterzeitung 06-2020
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       Abstand halten,   cher als nach dem Training?“ Es sind Symptome einer   alten Spielzeit im Herbst war die Rede. Ein außerordent-
       Kontakterfassung,   nie da gewesenen Situation, die Vereinen, Spielern, Trai-  lich einberufener (Video-)Verbandstag entschied sich
       Masken tragen: Die   nern und natürlich auch Schiedsrichtern so manches   aber dann doch für den Abbruch.
       Vorsichtsmaßnahmen   abverlangt.
       aus dem Alltag
       gelten jetzt auch im                                          Viele zähe Monate nach dem letzten Spiel im März steht
       Fußballstadion.  „ D I E VO R F R E U D E I S T E T WA S      nun auch Laura wieder bei einem Punktspiel der Herren
                        V E RH A LT E NE R “                         auf dem Platz. Mit dem gleichen Spiel wie vor der Pause
                                                                     wieder einzusteigen, geht für sie in Ordnung: „Ich habe
                        Beim FC Hürth ist Laura Duske heute die Schiedsrichte-  mich gefreut, als die Ansetzung kam“, sagt Laura. „Das
                        rin. Für die 33-jährige Leverkusenerin ist es nicht ihr   war ja das erste Zeichen, dass es wieder losgeht. Trotz-
                        allererstes Spiel nach dem Saisonabbruch, weil sie auch   dem hatte ich natürlich auch immer ein Auge darauf,
                        als Assistentin in der Frauen-Bundesliga aktiv ist und   wie sich das Infektionsgeschehen in Deutschland ent-
                        außerdem vor dem Re-Start einige Freundschaftsspiele   wickelt. Dass man sich dann immer wieder fragt: ‚Kann
                        leiten durfte. Damit stand sie deutlich früher als manch   gespielt werden oder wird das Spiel vielleicht doch wie-
                        anderer wieder auf dem Rasen.                der abgesagt?‘, das macht die Vorfreude dann schon
                                                                     etwas verhaltener.“
                        Dennoch schließt sich für Laura ein Kreis. Am 8. März,
                        ziemlich exakt ein halbes Jahr zuvor, hatte sie ebenfalls   M A S K E N , LI S TE N , A B S TA N D  H A LTE N
                        das Spiel Hürth gegen Friesdorf gepfiffen. Gleicher Ort,
                        gleiche Paarung, gleiche Liga. Ein paar Tage später war   Aber: Es wird gespielt an diesem Tag. Ganz so wie frü-
                        dann Schluss mit Amateurfußball. Drosten statt Pfos-  her geht es auf der Anlage in Hürth freilich nicht zu. Das
                        ten. Fortan blieb man zu Hause, wusch sich alle fünf   Plakat, das zum Tragen von Masken ermahnt, ist nur der
                        Minuten die Hände, brauchte plötzlich Handcreme und   Anfang. Hinter der Kasse liegt eine Liste aus, in die sich
                        wartete verzweifelt auf den Re-Start von Klopapier im   die Zuschauer eintragen sollen. Kontaktverfolgung. Kei-
                        Supermarktregal.                             ner murrt darüber, man kennt das ja schon aus dem Res-
                                                                     taurant. Ob sich am Ende allerdings illustre Gäste wie
                        Während es bei den Fußballprofis in den Bundesligen    „Darth Vader“ oder „Angela Merkel“ die Partie Hürth
                        – freilich nach erheblichen Diskussionen – recht bald   gegen Friesdorf angesehen haben wollen oder ob tat-
                        weiterging und man vor Geisterkulissen eifrig die Spiel-  sächlich alle Zuschauer staatsbürgerlich anständig ihren
                        bälle desinfizierte, tat sich im Amateurbereich lange   richtigen  Namen  in die Liste  eingetragen haben  –
                        wenig. Am Mittelrhein sollte die Saison zunächst nicht   geschenkt, dieses Problem ist ein gesamtgesellschaft-
                        abgebrochen werden, von einer Wiederaufnahme der   liches und allein durch den Fußball nicht zu lösen.
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