Page 33 - DFB-Schiedsrichterzeitung 06/2019
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          SCHIEDSRICHTER





          IM STREIK












          Die saarländischen Schiedsrichter

          haben ein Zeichen gegen Gewalt

          gesetzt: Weil die Referees wieder-
          holt körperlichen Attacken ausge-

          setzt waren, traten sie im Septem-

          ber ein Wochenende lang in den

          Streik. Betroffen waren alle Partien

          im Amateurbereich bis einschließ-

          lich der Saarlandliga.







                nlass des Streiks war ein Angriff auf einen Schieds-  In einer ähnlichen Situation im Jahr 2015 hatte der   TE X T
                richter bei einem C-Junioren-Spiel in Merzig-  Schiedsrichterausschuss noch von einem Streik abge-  David Bittner
          A Brotdorf Ende August, nach dem das Opfer ins   sehen. Nach vielen Beteuerungen und begleitet von gut
          Krankenhaus eingeliefert werden musste. „So etwas ist   gemeinten Maßnahmen hatte man damals die Hoffnung,
          für mich indiskutabel“, sagte Volkmar Fischer, der   dass sich die Zustände nachhaltig bessern würden. Das
          Obmann der saarländischen Schiedsrichter. Es sei an   Gegenteil war allerdings der Fall: Allein in den vergan-
          der Zeit, darauf zu reagieren und unter den Schiedsrich-  genen Jahren gab es mehr als 35 weitere Vorfälle, bei
          tern ein Zeichen der Solidarität zu setzen.  denen Schiedsrichter Opfer von mehr oder weniger
                                                      schweren körperlichen Attacken wurden.
          Nach einer unmittelbar folgenden Sitzung des Verbands-
          Schiedsrichterausschusses gab man eine entsprechende   Weiterhin heißt es in der Erklärung des Verbands-Schieds-
          Erklärung zu den Vorfällen heraus und erläuterte die   richterausschusses: „Uns ist bewusst, dass diese Maß-
          drastische Maßnahme, so viele Spiele nicht mit Unpar-  nahme nur als symbolische Aktion aufgefasst werden
          teiischen zu besetzen: „Diese Entscheidung ist uns sehr   kann. Wir drängen aber auf weitere Veränderungen in
          schwergefallen, weil wir uns unserer Verantwortung für   den Abläufen der Sportgerichtsbarkeit, bei den Hilfe-
          den Spielbetrieb bewusst sind und hierunter auch sehr   stellungen für betroffene Schiedsrichter und bei der
          viele faire Sportsleute leiden müssen, die sich tadellos   Einhaltung der vorhandenen Richtlinien. Dies werden
          verhalten. Uns ist ebenfalls bewusst, dass sich dadurch   wir angehen.“
          auch in Zukunft kein Täter abhalten lassen wird. Wir füh-
          len uns jedoch aufgrund der Vielzahl an Vorkommnis-  Gegenüber Medien sprach Verbands-Obmann Volkmar
          sen in der jüngeren Vergangenheit angehalten, aus Soli-  Fischer von einer möglicherweise größer angelegten
          darität mit den betroffenen Schiedsrichterkameraden   Kampagne, beispielsweise in Form einer Stadiondurch-
          ein Zeichen zu setzen, das auch in der Breite wahrge-  sage vor jedem Spiel. Er nahm aber auch die saarländi-
          nommen wird. Es ist sehr bedauerlich, dass wir derzeit   schen Unparteiischen selbst in die Pflicht: „Alle Schieds-
          keinen anderen Weg sehen, um unserem Anliegen, dem   richter sind Mitglied in einem Verein. Auch unsere Leute
          fairen und respektvollen Umgang im Sport, ausreichend   sind gefragt, in ihrem Verein aktiv gegen solche Miss-
          Gehör zu verschaffen.“                      stände Aufklärungsarbeit zu betreiben.“
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