Page 22 - DFB-Schiedsrichterzeitung 03-2020
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       4        4_Wenn der Erhalt einer Verwarnung mit
                hämischem Beifall quittiert wird, sollte das eine
                weitere Verwarnung und damit „Gelb/Rot“ zur
                Folge haben.





                https://bit.ly/SZ-03_04-Klatschen
                                                    5A                                 5B
                5a_Pléa winkt erst heftig in
                Richtung des Schiedsrichters ab,
                weil dieser nicht auf Freistoß für
       5        ihn entschieden hat.
                5b_Auf die Gelbe Karte für
                dieses Verhalten lässt der
                Spieler eine weitere abfällige
                Geste folgen.



       https://bit.ly/SZ-03_05-doppel-gelb


                        Tackling nicht den Ball, sondern den Fuß seines Gegen-  dass er die Entscheidung des Schiedsrichters nicht res-
                        spielers Moussa Niakhaté (Foto 3a). Als der Schiedsrich-  pektiert. Dafür gibt es „Gelb/Rot“.
                        ter deshalb das Spiel unterbricht und auf Freistoß für
                        die Gastgeber entscheidet, glaubt der Mainzer, Abrashi   Die sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter begrüßt
                        persönlich zur Rede stellen zu müssen. Mit einer Hand   diese Maßnahme: „Beiden Gelben Karten gegen Pléa
                        hält er ihn dabei am Arm fest, mit dem Zeigefinger der   lagen klare Unsportlichkeiten zugrunde“, sagt Peter Sip-
                        anderen Hand macht er eine drohende Geste (Foto 3b).   pel, der Leiter des Bereichs Training und Qualifizierung.
                        Auch dieses Verhalten ist unsportlich, weil es respekt-  „Wir unterstützen die Entscheidung daher ausdrücklich
                        los gegenüber dem Gegner ist. Richtigerweise verwarnt   und bestärken unsere Schiedsrichter weiterhin, konse-
                        der Unparteiische deshalb Niakhaté – wie auch Abrashi   quent gegen Unsportlichkeiten gegenüber dem Spiel,
                        für dessen rücksichtslosen Fußeinsatz. Mit diesem „Dop-  dem Gegner und dem Schiedsrichter vorzugehen.“ Emo-
                        pel-Gelb“ beruhigt er die Situation augenblicklich, die   tionen der Spieler seien zwar selbstverständlich erlaubt,
                        Spieler akzeptieren die Sanktionen.          die Grenze zur Unsportlichkeit müsse dabei aber einge-
                                                                     halten werden, so Sippel.
                          4    Eintracht Frankfurt – RB Leipzig (19. Spieltag)
                        Es ist seit jeher zutiefst respektlos gegenüber dem   6    FC Schalke 04 – SC Paderborn 07 (21. Spieltag)
                        Schiedsrichter, wenn ein Spieler nach einer Verwarnung   Eine Szene, die man in ähnlicher Form immer mal wie-
                        demonstrativ und für alle gut sichtbar höhnisch Beifall   der sieht: Ein Spieler zieht einen anderen im Zweikampf
                        klatscht, wie es der Leipziger Marcel Sabitzer hier tut   zu Boden und bleibt selbst dort liegen, daraufhin folgen
                        (Foto 4). Ein solches Verhalten erfordert eine weitere   gereizte Reaktionen, man schaukelt sich gegenseitig
                        Gelbe Karte, was in der Konsequenz „Gelb/Rot“ bedeu-  hoch. Hier fordert der Paderborner Streli Mamba eine
                        tet. Im Sinne einer einheitlichen Regelauslegung ist es   Gelbe Karte für Omar Mascarell (Foto 6a), während der
                        notwendig, dass sich alle Schiedsrichter an die konse-  Schalker seinem Gegenspieler beim anschließenden
                        quente und korrekte Umsetzung der Vorgehensweise   Aufstehen buchstäblich an den Kragen geht (Foto 6b).
                        bei Unsportlichkeiten halten. Das ist hier leider nicht
                        geschehen.                                   Als beide wieder auf den Beinen sind, gehen sie noch
                                                                     mit ihrer Stirn auf Tuchfühlung, es kommt daraufhin zu
                          5    RB Leipzig – Borussia Mönchengladbach    einer kleinen Rudelbildung. Dass der Unparteiische am
                             (20. Spieltag)                          Ende beide Streithähne verwarnt, ist konsequent und
                        Für viele Diskussionen hat diese Szene im Topspiel des   korrekt. Eine Tätlichkeit lag nicht vor, auch keine anstö-
                        dritten Rückrundenspieltags gesorgt. Weil er glaubt,   ßige Geste, aber eben ein respektloses und damit
                        gefoult worden zu sein, aber keinen Freistoß bekommt,   unsportliches Verhalten gegenüber dem Gegner. Wich-
                        bleibt der Gladbacher Alassane Pléa stehen und winkt   tig für den Schiedsrichter ist es, die Kontrahenten in
                        heftig in Richtung des Schiedsrichters ab (Foto 5a). Die-  solchen Situationen fest im Blick zu behalten, um im
                        ser unterbricht daraufhin die Partie und zeigt dem Spie-  Falle einer Eskalation mögliche feldverweiswürdige
                        ler die Gelbe Karte. Doch anstatt die Verwarnung zu   Handlungen nicht zu übersehen.
                        akzeptieren, macht Pléa gleich zweimal vor den Augen
                        des Unparteiischen eine weitere abfällige Geste   7    VfL Wolfsburg – RB Leipzig (25. Spieltag)
                        (Foto 5b). Ein deutliches und außenwirksames Zeichen,   Auch Teamoffizielle haben eine Vorbildfunktion, außer-
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