Page 19 - DFB-Schiedsrichterzeitung 06-2020
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in zentraler Position auf. Wie entscheidet der S I T UATI O N 1 5 auch noch ein strafbares Handspiel vor-
Schiedsrichter? liegt. Da beide Vergehen absolut zeitgleich
Ein allein auf das Tor zulaufender Angreifer sind, wird das schwerere Vergehen in die-
S I T UATI O N 9 hat in zentraler Position etwa 15 Meter vor sem Fall geahndet. Bei der Situation 7 war
dem Tor den Ball bereits am Torhüter vor- es so, dass die Gelbe Karte bereits fest-
Ein Verteidiger versucht, einen aussichtsrei- beigelegt. Dieser wiederum versucht, den stand, als der Spieler das Spielfeld betre-
chen Angriff im Bereich der Mittellinie zu Ball mit einem Hechtsprung noch zu errei- ten hatte, und dass er dann zusätzlich ein
unterbinden. Dabei hält er den Gegner kurz chen, trifft mit seinen Händen allerdings nur weiteres zeitlich getrenntes Vergehen
am Trikot fest. Dieser jedoch reißt sich los, den Angreifer am Fuß. Entscheidungen des begangen hat. Somit war er in diesem Fall
läuft weiter und kann den Angriff fortsetzen. Schiedsrichters? zweimal zu verwarnen.
Wie entscheidet der Unparteiische?
9: Weiterspielen, keine Persönliche Strafe.
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So werden die 15 10: In der nächsten Spielunterbrechung
Einen aussichtsreichen Angriff versucht ein verwarnt der Schiedsrichter den Spieler,
Verteidiger im Bereich der Mittellinie mit Situationen richtig gelöst: da es sich bei dessen Vergehen nicht um
einem rücksichtslosen Fußeinsatz zu verhin- ein taktisches Vergehen handelt – das einer
dern. Da der Stürmer weiterspielen kann, ent- 1: Abstoß. Reduzierung unterliegt, wie zum Beispiel
scheidet der Schiedsrichter auf Vorteil. Was eine Notbremse oder ein Unterbinden eines
muss der Schiedsrichter in der nächsten Spiel- 2: Wiederholung des Strafstoßes; Ermah- vielversprechenden Angriffs –, sondern
unterbrechung tun? nung des Torhüters. In beiden Fällen (Situ- um ein rücksichtsloses Foul, welches auf-
ationen 1 und 2) bewegt sich zwar der Tor- grund der Schwere sanktioniert wird. Bei
S I T UATI O N 11 hüter mit beiden Füßen zu früh von der solchen Vergehen findet keine Reduzie-
Linie, jedoch beeinflusst er damit nur in rung der Persönlichen Strafe statt.
Nachdem der Schiedsrichter das Spiel zum Situation 2 den Schützen. Somit ist nur in
Anstoß freigegeben und die Mannschaft den diesem Fall auf Wiederholung zu entschei- 11: Indirekter Freistoß, Feldverweis.
Ball nach vorne gespielt hat, läuft der Spiel- den (sofern der Ball nicht ins Tor geht). So
führer am Schiedsrichter vorbei und beleidigt lange es sich um das erste Vergehen des 12: Wiederholung Anstoß, Feldverweis. Da
ihn mit den Worten: „Pfeif bloß nicht wieder Torhüters handelt, wird er nicht verwarnt. zum Zeitpunkt des Vergehens das Spiel
so einen Scheiß, du Depp!“ Daraufhin unter- noch nicht begonnen hatte (der Pfiff star-
bricht der Unparteiische das Spiel. Wie muss 3: Wiederholung des Schiedsrichter-Balls, tet lediglich die Zeit und gibt die Zustim-
er entscheiden? Verwarnung. mung seitens des Schiedsrichters dazu), ist
der Anstoß zu wiederholen. Der Spieler ist
S I T UATI O N 12 4: Indirekter Freistoß für den einwerfen- zwar des Feldes zu verweisen, aber die
den Spieler; Verwarnung für den Gegen- Mannschaft kann sich wieder auf elf Spie-
Unmittelbar nachdem der Schiedsrichter spieler. Der Einwurf ist die einzige Spiel- ler vervollständigen, ohne dass das Aus-
den Ball zu Spielbeginn mit Pfiff freigege- fortsetzung, bei der die Abstandsver- wechselkontingent dadurch belastet wird.
ben hat, dreht sich der Spieler, der zur Aus- letzung zusätzlich zur Verwarnung zu
führung bereitsteht, um und ruft dem einem indirekten Freistoß statt zur Wie- 13: Strafstoß, Verwarnung. Da es sich um
Schiedsrichter zu: „Pfeif bloß nicht wieder derholung der Spielfortsetzung führt. ein ballorientiertes und fußballspezifi-
so einen Scheiß, du Depp!“ Dann spielt er sches Vergehen handelt, wird innerhalb
den Ball nach vorne. Wie entscheidet der 5: Indirekter Freistoß wegen zweimaligem des Strafraums die Persönliche Strafe für
Referee? Spielen des Balles nach einer Spielfortset- die Verhinderung einer klaren Torchance
zung; Feldverweis für den Torwart wegen von „Rot“ auf „Gelb“ reduziert.
S I T UATI O N 1 3 der Verhinderung einer klaren Torchance.
14: Strafstoß, Feldverweis. Hier findet
Ein allein auf den Torwart zulaufender Spie- 6: Indirekter Freistoß wegen zweimaligem keine Reduzierung der Persönlichen Strafe
ler wird vom Verteidiger innerhalb des Straf- Spielen des Balles; keine Persönliche Strafe. wie in Situation 13 statt, da es sich nun
raums, etwa 15 Meter vor dem Tor, durch Der Unterschied zur Situation 5 liegt darin, nicht um ein ballorientiertes und fußball-
ein Beinstellen zu Fall gebracht. Der Ver- dass es sich hier nun um ein zweimaliges spezifisches Vergehen handelt, sondern
teidiger versucht dabei zwar, den Ball zu unerlaubtes Spielen „während des Spiels“ um ein klar gegnerorientiertes Halten. Bei
spielen, trifft allerdings nur den Fuß des handelt – und nicht wie in Situation 5 „nach diesem gibt es auch bei einer Strafstoß-
Angreifers. Wie entscheidet der Schieds- einer Spielfortsetzung“. Der Regeltext Entscheidung keine Reduzierung der Per-
richter? schreibt vor, dass nur nach zweimaligem sönlichen Strafe.
Spielen nach einer Spielfortsetzung die
S I T UATI O N 1 4 Persönliche Strafe gegen den Torwart aus- 15: Strafstoß, Verwarnung. Die Persönli-
gesprochen wird. che Strafe wird bei dieser Notbremse auf
Ein allein auf das Tor zulaufender Stürmer „Gelb“ reduziert, da der Torhüter fußball-
wird vom Verteidiger etwa 15 Meter vor 7: Direkter Freistoß; „Gelb“, „Gelb/Rot“. spezifisch und zudem ballorientiert agiert.
dem Tor, also innerhalb des Strafraums, in Er versucht, den Ball zu spielen, und er
zentraler Position durch ein kurzes Halten 8: Direkter Freistoß, Verwarnung. Im darf dies, anders als die Abwehrspieler,
am Trikot derart behindert, dass er den Ball Gegensatz zur vorherigen Situation 7 wird auch mit den Händen. Dieses Vergehen ist
nicht mehr kontrolliert spielen kann. Wie hier kein „Gelb/Rot“ ausgesprochen, also nicht vergleichbar mit dem Halten
entscheidet der Unparteiische? obwohl neben dem zu frühen Vorlaufen eines Verteidigers.