Page 29 - DFB-Schiedsrichterzeitung 06-2018
P. 29
29
Insgesamt wurden durch das Projekt schon mehr als selbst zu sehen, dass auch alles so umgesetzt wurde,
zwei Millionen Euro gesammelt. Diese setzen sich neben wie es von der Welthungerhilfe versprochen wurde.
den Teilnehmergebühren auch aus Sponsoring-Leistun-
gen, Benefiz-Aktionen an Schulen sowie sonstigen Doch übertroffen wurde dieses Gefühl von den freude-
Spenden zusammen. „Zum Beispiel hat mal ein Schieds- strahlenden Kinderaugen, die vor Dankbarkeit und
richterkollege ein Jahr lang die gesamten Aufwands- Be geisterung über den fremden Besuch die eigene Armut
entschädigungen seiner Einsätze gesammelt und für einen Moment vergessen machten. „Das waren Emo-
anschließend gespendet“, berichtet Naemi. tionen, die dir in Deutschland keiner geben kann. So
viel pures Glück und ehrliche Freude erleben zu dürfen,
T E A M G E DA N K E I S T B E S O N D E R S W I C H T I G dafür bin ich unendlich dankbar und demütig zugleich“,
sagt Breier.
Doch bei dieser sportlichen Benefiz-Aktion steht nicht
nur das Sammeln von Geldern im Vordergrund. Auch Insgesamt war die Studentin aus Konz länger als eine
der Teamgedanke unter den Teilnehmern wird großge- Woche lang in Ruanda und im noch ärmeren Nachbar-
schrieben und gefördert: „Einer für alle, alle für einen“, land Burundi unterwegs. Unterwegs sein, das bedeutet
beschreibt Naemi den Umgang miteinander. Dieser soll in Ruanda, dass man für 90 Kilometer schon einmal
im spielerischen und grenzüberschreitenden Miteinan- sechs Stunden im Bus sitzen muss, weil es keine befes-
der praktiziert werden: respektvoll, aggressionsfrei, tigten Straßen gibt. „Manchmal, wenn die Schlaglöcher
völkerverbindend und nach freiwilligen Regeln der Fair- besonders groß und tief waren, mussten wir zwischen-
ness. durch aussteigen, damit der Bus leichter die Uneben-
heiten passieren konnte“, erinnert sie sich. Fünf Schulen
„Hier übt sich jeder Schüler im Tagesablauf in Zeitma- wurden besucht sowie die Don Bosco Technical School
nagement, Selbstdisziplin und Eigenverantwortung. Mit in Kigali, eine Jugendeinrichtung, in der neben der beruf-
Rücksicht auf die Gemeinschaft, die während der Tour lichen Handwerksausbildung die gemeinsame sportli-
stets an erster Stelle steht“, sagt die 25-jährige Schieds- che Betätigung eine wichtige Rolle spielt. Dort konnte
richterin. Dabei greift sie auch schon mal selbst zur Naemi den Schülern mit 20 mitgebrachten Schiedsrich-
Pfeife, wenn die Kids den Tag abends mit einem Fuß- tertrikots eine große Freude bereiten.
ballspiel ausklingen lassen. Hin und wieder referiert sie
aber auch über den Fair-Play-Gedanken und berichtet „Die Reise hat mich noch mehr motiviert weiterzuma-
dann von ihren Erfahrungen als Schiedsrichterin. chen, noch mehr zu helfen und andere Menschen vom
Helfen zu überzeugen“, sagt Naemi. Die Grobplanung
Aktuell unterstützt das Projekt den Bau und die Moder- für die nächste Tour steht bereits. Zuvor wird sie sich
nisierung einer Grundschule in Ruanda. Eine deutsche aber wieder auf ihre Schiedsrichterkarriere und die
Delegation, der auch Naemi angehörte, stattete der Spielleitungen in der 2. Frauen-Bundesliga konzentrie-
Schule in der ostafrikanischen Hauptstadt Kigali im Som- ren. Und auch ihr Studium für Geografie und Sport an der
mer dieses Jahres einen Besuch ab. „Das war für mich TU Kaiserslautern will die angehende Gymnasiallehrerin
eine interessante und schöne Reise mit überwältigen- bestmöglich abschließen, um bald in der Bildung tätig
den Momenten und unvergesslichen Eindrücken“, sagt zu werden. Denn in Sachen „Fair Play“ gibt es in vielen
Naemi. Vor allem war sie erst einmal erleichtert darüber, Lebensbereichen bekanntlich noch Luft nach oben.
Die deutsche Dele-
ga tion hatte nicht
nur Spendengelder,
sondern auch zahl-
reiche Sporttrikots
mit im Gepäck.