Page 27 - DFB-Schiedsrichterzeitung 06-2018
P. 27

27




          Kenth überlebt, auch eine schwierige Operation im Alter   Kenth  engagiert  sich  mittlerweile  sozial,  sorgt  mit
          von zwei Jahren. Kenth hört immer wieder, dass es wohl   Aktionen,  Vorträgen  und  seinem  Internetauftritt
          nur noch ein paar Jahre werden würden. Aber zum Glück   (http://www.kenthjoite.com) für Aufklärung und Mut
          kommt es anders.                            rund um das Thema Herz. Und für Unterstützung, zum
                                                      Beispiel bei Benefiz-Turnieren. Eines davon lief im Som-
          Zum Fußballsport („Fußball ist für mich das Größte!“)   mer in Hannover, der 8. Lions Cup zugunsten des Ver-
          kommt Kenth in frühen Jahren über seinen Vater, der   eins Kinderherz Hannover e. V., mit dem die Kinderkar-
          damals bei seinem Heimatverein, dem TSV Germania   diologie  der  Medizinischen  Hochschule  Hannover
          Lamme bei Braunschweig, in seiner niedersächsischen   unterstützt wurde – als Schiedsrichter mittendrin natür-
          Heimat als Jugendtrainer aktiv ist.         lich Kenth Joite: „Ich bin dort seit einem Vierteljahrhun-
                                                      dert Patient – da helfe ich gern!“
          Das Fußballspielen muss er leider früh aufgeben – zu
          gefährlich. Die Verletzungsgefahr ist als aktiver Spieler   Dieses Engagement ist Kenth wichtig: „Es ist meine Bot-
          zu groß. So kommt Kenth im Alter von 14 Jahren zur   schaft für alle Herzkranken: Man muss sich nicht zu
          Schiedsrichterei – ein Hobby, das ihn nicht mehr los-  Hause verkriechen, man kann aktiv sein, solange es geht.
          lässt. „Ich wollte dem Fußball einfach verbunden blei-  Ich bin kein Freund einer ,Ich-bin-krank-Mentalität‘. Lasst
          ben“, sagt Kenth, „und als Schiedsrichter bin ich ganz   uns am Leben teilnehmen.“
          dicht dran.“ Dicht dran an dem Sport, den er so liebt.
          Jahr für Jahr.
          Kenth muss auf seinen angeborenen Herzfehler zwar
          Rücksicht nehmen, Reha-Maßnahmen besuchen, ris-                                          Als Schiedsrichter ist
          kante Operationen überstehen; er erleidet gesundheit-                                    der 28-Jährige in der
          liche Rückschläge, die nicht einfach zu verkraften sind.                                 Herren-Kreisliga aktiv.
          Aber Kenth ist zäh, packt die Herausforderungen – und
          wird immer älter, Jahr für Jahr. „Wir schreiben das Jahr
          2018 – und ich lebe“, sagt der junge Mann.

          Zunächst ist Kenth in seiner Braunschweiger Heimat als
          Unparteiischer aktiv – dort absolviert er im Jahr 2004
          erfolgreich den Schiedsrichter-Lehrgang und hat ein
          besonderes Vorbild: „Zu Florian Meyer hatte ich einen
          guten Draht, er hat mich immer sehr positiv angespornt.“

          Einige Jahre später wechselt Kenth als Schiedsrichter in
          den niedersächsischen Kreis Peine und erlebt dort, wie
          er bis heute schwärmt, „eine großartige Zeit mit viel
          Verständnis der Verantwortlichen dafür, dass ich als
          Schiedsrichter aus gesundheitlichen Gründen auch mal
          pausieren musste“. Denn das ist der Fall. Regelmäßige
          Reha-Maßnahmen und Klinik-Aufenthalte gehören zu
          Kenths Leben.

          Und solch eine Kur ist vielfältig: Bei einer gemeinsamen
          Reha im Schwarzwald im Juni 2015 kommen Kenth und
          seine Freundin Jacqueline zusammen. Der Süden hat es
          dem Nordlicht angetan: „Ich habe gemerkt: Gesund-
          heitlich geht’s mir hier deutlich besser.“

          „ L A S S T U N S A M L E B E N T E I L N E H M E N “

          Mittlerweile ist Kenth umgezogen, lebt seit einem Jahr
          in Steinenbronn, sein Heimatverein sind die Stuttgarter
          Kickers. Und so pfeift Kenth nunmehr Spiele auf Herren-
          Kreis- und Junioren-Bezirksebene und ist als Assistent
          bis zur Landesliga im Einsatz. In einem Freundschafts-
          spiel steht er sogar beim ehemaligen FIFA-Referee Knut
          Kircher an der Linie: „Ein tolles, prägendes Erlebnis.“

          Von dem einen oder anderen Mediziner wurde Kenth
          eigentlich geraten, dass es an der See gesünder sei als
          auf Sportplätzen Baden-Württembergs in 500 Meter
          Höhe. „Aber das sind die unerklärlichen Dinge der Medi-
          zin, die kenne ich ja schon. Mir geht es hier gut.“
   22   23   24   25   26   27   28   29   30   31   32