Page 24 - DFB-Schiedsrichterzeitung 06-2018
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5 5_Der Ball wird knapp verfehlt, dafür wird der Gegner am
Schwungbein getroffen. Diese Spielweise ist rücksichtslos.
http://bit.ly/1001VAR5
6A 6B
6a_Im Moment der Strafstoßaus-
führung ist ein Angreifer zu früh
in den Strafraum gelaufen, gefolgt
6 von zwei Verteidigern.
6b_Dieser Angreifer schießt den
vom Torwart abgewehrten Ball ins
Tor. Der Strafstoß wird daraufhin
wiederholt.
http://bit.ly/1001VAR6
FC Augsburg – Borussia Mönchengladbach (2. Spieltag) den abgewehrten Ball ins Tor geschossen und der Unpar-
Nachdem der Augsburger Philipp Max (weißes Trikot) teiische den Treffer zunächst anerkannt hat. Der Video-
den Ball im Spielaufbau verloren hat, kommt es zu einem Assistent empfiehlt ihm deshalb einen On-Field-Review,
Zweikampf zwischen ihm und Fabian Johnson. Max der Schiedsrichter lässt den Strafstoß daraufhin richti-
grätscht mit gestrecktem Bein und den Stollen voraus gerweise wiederholen.
zum Ball, rutscht dabei aber leicht über ihn. Er trifft den
Gegenspieler schließlich an dessen linkem Fuß (Foto 5). 1. FSV Mainz 05 – VfB Stuttgart (1. Spieltag)
Der Schiedsrichter hat den Vorgang aus sehr guter Posi- Der Stuttgarter Abwehrspieler Emiliano Insúa (schwar-
tion beobachtet und zeigt Max die Gelbe Karte. Seine zes Trikot) springt im eigenen Strafraum neben dem
Wahrnehmung und Bewertung als rücksichtsloses Ver- Mainzer Pablo de Blasis zum Ball, auf den er auch seinen
gehen kommuniziert er anschließend gegenüber dem Blick gerichtet hat. Seinen rechten Arm hat er dabei
Video-Assistenten. deutlich über Schulterhöhe gehoben. Als de Blasis den
Ball mit dem Kopf erreicht, spielt Insúa ihn mit der rech-
Dieser überprüft die Szene und stellt zu Recht fest, dass ten Hand (Foto 7). Auch wenn die Distanz hier sehr
es keinen Grund für einen Eingriff gibt, weil es sich um gering ist, ist das Handspiel eindeutig strafbar, denn die
eine vertretbare Entscheidung handelt, bei der der Unpar- Armhaltung des Stuttgarters kann nicht als Teil einer
teiische in seiner Wahrnehmung keiner Täuschung unter- natürlichen, fußballtypischen Sprungbewegung ange-
lag. Da mit der Grätsche nicht das Standbein, sondern sehen werden.
das in Bewegung befindliche andere Bein getroffen
wurde, ist das Foul noch nicht als gesundheitsgefähr- Der Schiedsrichter lässt jedoch weiterspielen, woraufhin
dend und brutal einzuordnen. der Video-Assistent interveniert. Zu Recht, denn dadurch
kann er einen klaren, offensichtlichen Fehler verhindern.
FC Bayern München – TSG 1899 Hoffenheim (1. Spieltag) Er informiert den Unparteiischen, der folgerichtig einen
Im Moment der Ausführung eines Strafstoßes für den On-Field-Review durchführt. Danach bleibt er allerdings
FC Bayern befindet sich der Münchner Angreifer Arjen bei seiner Entscheidung. Die korrekte Entscheidung
Robben bereits etwa zwei Meter im Strafraum, gefolgt wäre jedoch ein Strafstoß für Mainz gewesen.
von zwei Hoffenheimer Spielern (Foto 6a). Der Torwart
kann den Schuss abwehren. Der Ball kommt nun zu Rob- FC Schalke 04 – Hertha BSC (2. Spieltag)
ben, der ein Tor erzielt (Foto 6b). Da bei der Strafstoß- Nach einer hohen Flanke in den Hertha-Strafraum springt
ausführung jedoch Spieler beider Mannschaften zu früh der Berliner Marko Grujić mit weit erhobenem rechten
in den Strafraum gelaufen sind, ist eine Wiederholung Arm zum Ball. Er berührt ihn leicht mit den Fingerspit-
die richtige Entscheidung. zen (Foto 8), was für den Schiedsrichter jedoch nicht
klar zu erkennen ist, da der Ball seine Richtung nicht
Das IFAB-Protokoll sieht in einer solchen Situation einen verändert. Der Unparteiische lässt weiterspielen, kom-
Eingriff durch den Video-Assistenten vor, wenn ein zu muniziert aber gegenüber dem Video-Assistenten, dass
früh in den Strafraum eingedrungener Spieler den Aus- er die Aktion des Spielers zwar erfasst, jedoch keine
gang des Strafstoßes direkt beeinflusst und der Schieds- sichere Wahrnehmung hat, ob Grujić tatsächlich mit der
richter nicht reagiert. Das ist hier der Fall, weil Robben Hand am Ball war.