Page 27 - DFB-Schiedsrichterzeitung 01-2019
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          „Die Ursache für unsere Idee war etwas, das es im Schieds-  möchte. Zum Beispiel auch Trainer oder Spieler, die sich   TE X T
          richterwesen überall in Deutschland gibt: Nachwuchs-  fortbilden oder einfach mal eine neue Erfahrung im   Bernd Peters
          mangel“, sagt Dajinder Pabla, genannt „Daji“, gemein-  Fußball sammeln möchten. Ob als einmaliges Erlebnis
          sam mit seinen Schiedsrichter-Kollegen Vincent Manthey   oder wiederkehrende Abwechslung. Eingeladen sind
          und Christian Meyer. Sie kommen aus Jevenstedt (Kreis   auch Journalisten, die das Schiedsrichterwesen von
          Rendsburg-Eckernförde) und pfeifen bis zur Landesliga   innen heraus betrachten wollen.“
          im Schleswig-Holsteinischen Fußballverband.  „Wir
          haben uns als Erstes einfach gefragt: Was ist der Grund   Eine Hauptzielgruppe gibt es aber dennoch. „Wer
          dafür, dass es zu wenige Schiedsrichter gibt? Alle sagen   Schiedsrichter werden möchte, aber noch Restzweifel
          ja, man muss mehr machen. Aber es kommt natürlich   hat, kann diese durch das Praktikum abbauen. Und sollte
          drauf an, das Richtige zu tun. Etwas, das wirklich pro-  es doch nicht das Richtige sein, dann wurde zumindest
          duktiv ist.“                                kein kompletter Lehrgang umsonst besucht. Das spart
                                                      Zeit und Geld.“
          Die Referees kamen auf „drei Kernpunkte“, die sie gerne
          verbessern wollten. Das erste Problem: Wenn über   Zum „Team Schiedsrichter-Praktikum“ gehören neben
          Schiedsrichter berichtet wird, dann oft negativ. „Wir   Manthey, Pabla und Meyer auch noch die aktiven Kol-
          wollten die guten Seiten hervorheben. Wir wollten also   legen Paul Sommer (TuS Jevenstedt) und Lea Wolter
          etwas machen, das öffentliches Interesse erzeugt und   (TuS Rotenhof). Unterstützung kommt zudem von ihren
          positiv gesehen wird“, sagt Pabla.          und weiteren Vereinen aus dem Kreisfußballverband
                                                      Rendsburg-Eckernförde.
          Zweitens: Die Hürde, Schiri zu werden, ist relativ hoch.
          „Es gibt fast überall in Deutschland lange Lehrgänge
          mit einer Prüfung am Ende. Im schlimmsten Fall hat man   „Der erste Teilnehmer hat ein
          erst nach einem sehr langen Prozess und langem War-
          ten sein erstes Spiel.“ Pabla glaubt: „Das schreckt viel-    ganzes Wochenende mit uns
          leicht viele ab, die dadurch nie Schiedsrichter werden.
          Anwärter sind ja meistens Menschen, die noch nicht     verbracht – und ist danach selbst
          genau wissen, ob sie überhaupt Schiedsrichter werden
          oder bleiben wollen. Weil sie noch gar nicht wissen, ob’s   Schiedsrichter geworden.“
          ihnen gefällt. Aber bevor sie das überhaupt praktisch                                          Dajinder Pabla
          testen können, müssen sie schon viel Theorie leisten.
          Wir wollten diese Hürde kleiner werden lassen.“  Pabla betont: „Keiner von uns ist älter als 25 Jahre. Und
                                                      trotzdem pfeifen wir zusammen schon mehr als 35 Jahre
          Drittens: Die Schiedsrichtergewinnung läuft oft nur mit   Fußballspiele. Das funktioniert, weil der Fußball für uns
          den Vereinen. „Die sind an der Basis und kennen die   einen Lebensmittelpunkt darstellt, Schiedsrichter sein
          Leute. Wir brauchen sie an Bord. Wir wollten die Vereine   ein besonderes Gefühl in uns auslöst und wir es mit
          unterstützen bei der strategischen Schiedsrichterarbeit.   unseren besten Freunden gemeinsam tun.“ Sein Credo
          Auch um Schiedsrichter zu erhalten. Die machen dann   – persönlich wie für das Projekt – ist: „Schiedsrichter
          ja in den Vereinen auch die Werbung.“       sind zu beneiden. Sei dabei und erfahre, warum.“
 ERSTER EINSATZ     Nach vielen Diskussionen entstand mit dem Schieds-  Heißt: Auch sie persönlich nehmen Interessenten zu

          richter-Praktikum schließlich die Idee, die alle drei Kern-
                                                      ihren Spielen mit, von der Platzkontrolle bis zur Nach-
          punkte vereinen sollte. Der Plan: ein dreistufiges Modell.
                                                      besprechung. Während des Spiels lassen sie sie per
 ALS PRAKTIKANT     „Der oder die Teilnehmer können als erste Stufe ein rei-  Headset an den Entscheidungsprozessen teilhaben. Und
          nes Informationsgespräch in Anspruch nehmen, um alle
                                                      wenn der Praktikant selbst sein Junioren-Spiel pfeift,
          Fragen zu klären. Es besteht aber auch die Möglichkeit,
                                                      bekommt er ebenfalls per Headset vom Fachmann auf
          sich direkt für die zweite Ebene zu entscheiden. Das
          bedeutet, dass Interessenten einen Schiedsrichter oder   der Tribüne sofort Tipps.
          ein ganzes Gespann zu einem Spiel begleiten“, erklärt   „Der erste Teilnehmer hat so ein ganzes Wochenende
          Pabla. Dieses könnte – je nach Spielklasse – in ganz   mit uns verbracht – und danach ist er selbst Schieds-
          Schleswig-Holstein stattfinden.

          Im letzten Abschnitt kehren sich die Seiten um. „Der
          Praktikant pfeift selbst eine Partie und wird von einem
          erfahrenen Unparteiischen unterstützt. Das machen wir
          bei Junioren-Spielen, die vom Verband nicht offiziell
          angesetzt werden.“

          Obwohl die Reihenfolge aufeinander aufbaut, können
          Stufen übersprungen oder komplett ausgelassen wer-
          den. „Jeder erhält das, was er gerne möchte“, sagt Vin-                                  Projektinitiator
          cent Manthey. Eine genaue Zielgruppe für das Schieds-                                    Dajinder Pabla erklärt
                                                                                                   zwei Teilnehmerinnen
          richter-Praktikum gebe es nicht. „Uns ist jeder herzlich                                 die wichtigsten
          willkommen, der einen Blick hinter die Kulissen werfen                                   Regeln.
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