Page 31 - DFB-Schiedsrichterzeitung 03-2019
P. 31

P R OJ E K T  31
                                                                          D FB -S C H I E D S R I C H T E R -Z E I T U N G  0 3 | 2 019



          EIN ZEICHEN


           FÜR INTEGRATION


























          حكم – heißt Schiedsrichter auf Arabisch. Ausgesprochen im

          Wort laut: „hukm“. Diese und viele weitere Übersetzungen

          waren Bestandteil des ersten Schiedsrichter-Lehrgangs für

          zwölf geflüchtete Menschen im Berliner Fußball-Verband (BFV).



          TE X T            „Eigentlich war es ein ganz normaler Lehrgang, einer   erfahrene Schiedsrichter des BFV – vor neuen Heraus-
          Jörg Wehling      wie alle Ausbildungslehrgänge für Schiedsrichter in den   forderungen, die sie aber mit Bravour meisterten.
                            vergangenen Jahren“, bilanzierte Stefan Schumacher,
                            Ausbildungsleiter der Schiedsrichter im BFV.   „Wichtig war uns, dass wir mit diesem Lehrgang ein Zei-
                                                                        chen für die Integration setzen“, sagte Jörg Wehling, der
                            Die Betonung liegt dabei auf dem Wort „eigentlich“.   Vorsitzende der Berliner Schiedsrichter. „Es gibt in  Berlin
                            Denn der jüngste Lehrgang in Berlin war dann doch ein   so viele Mannschaften, Spieler und Trainer mit Migrati-
                            besonderer: Zum ersten Mal gab es eine zweisprachige   onshintergrund, dass wir die Idee des Projekts ‚Fußball
                            Ausbildung  –  auf  Deutsch und auf  Arabisch.  Zwölf   Grenzenlos‘ und seines Leiters Karlos El-Khatib gerne
                            Geflüchtete aus Syrien, dem Libanon und Afghanistan   aufgegriffen und die Geflüchteten zum Schiedsrichter
                            wollten den Schritt in die Schiedsrichterei wagen – moti-  ausgebildet haben.“
                            viert durch das Berliner Projekt „Fußball Grenzenlos“.
                            Dabei brachten alle Teilnehmer bereits Fußballerfahrung   Alle zwölf Lehrgangsteilnehmer seien mit Feuereifer
                            aus ihren Heimatländern mit oder spielen selbst in einem   dabei gewesen und die internationale Sprache des Fuß-
                            der Berliner Vereine.                       balls habe geholfen, bei der Erklärung manche Klippe
                                                                        zu umschiffen. Den Bogen für die abschließende Prüfung
                            Die Verständigung war die größte Herausforderung bei   hatten die Lehrgangsverantwortlichen eigens ins Arabi-
                            der Ausbildung der neuen Schiedsrichter. „Wir haben   sche übersetzt, sodass die Anwärter an dieser Stelle das
                            eine ganze Reihe von Arabisch sprechenden Schieds-  Erlernte in ihrer Muttersprache wiedergeben konnten.
                            richtern in Berlin – diese haben uns wahnsinnig gehol-
                            fen“, berichtet Stefan Schumacher weiter.   Alle zwölf neuen Schiedsrichter werden nun – mithilfe
                                                                        von Paten – ihre ersten Schritte auf den Berliner Sport-
                            Ammar Sahar, selbst Flüchtling aus Syrien und Schieds-  plätzen machen. Dort startet damit auch das vom DFB
                            richter der Berlin-Liga, Abdul Afu Katerij und Mustafa   und von den Pilot-Landesverbänden ausgearbeitete Kon-
                            Gumrok standen an insgesamt acht Abenden als Über-  zept, das die Patenschaft als Teil der Ausbildung vorsieht.
                            setzer zur Verfügung und ermöglichten so die Durchfüh-
                            rung dieses Ausbildungskurses. Dafür brauchte man etwas   Die Berliner Schiedsrichter hoffen derweil, dass es sich
          Die neu ausgebildeten   mehr Zeit als gewohnt, weil gerade die Fachbegriffe und   bei dem Lehrgang für Flüchtlinge nicht um eine einma-
          Schiedsrichter freuen   manche kulturelle Unterschiede erst einmal detaillierter   lige Aktion gehandelt hat, sondern dass weitere Inte-
          sich gemeinsam mit
          den Referenten über   erklärt werden mussten. Weil es an Lehrmaterial in ara-  ressenten auf die Idee aufmerksam werden und in den
          den Erfolg des    bischer Sprache fehlte, standen Stefan Schumacher und   nächsten Monaten eine ähnliche Ausbildung aufgelegt
          Projekts.         seine Referenten Ülver Sava und Michael Steinke – drei   werden kann.
   26   27   28   29   30   31   32   33   34   35   36