Page 30 - DFB-Schiedsrichterzeitung 02-2020
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10 yds.
6 yds. 1891 18 yds.
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D F B -S C H IE D S R I C H T E R -Z E I T UN G 02 | 2 02 0
Grafik 3 (links oben): 1891 1902
1891 wurden erstmals
auf dem Spielfeld 18 yds. 18 yds.
Räume begrenzt. Die
gestrichelte 18-Yards-
Linie war allerdings 6
nicht im Regeltext 10 yds. 50-100 Yards 12
erwähnt, sondern 6 yds.
ergab sich aus den
Notwendigkeiten des
Spiels. 12
Grafik 4 (rechts):
Dem Cup-Final 1903 100-130 Yards
lag diese neue Linien-
Anordnung zugrunde, 1938 Es herrschte also in den 1890er-Jahren noch längst
die der IFAB im Juni metrische Maße keine Einheitlichkeit der Spielfeldmarkierungen, wie es
1902 beschloss. 1902 der IFAB gern gehabt hätte. Sir Stanley Rous (1895 –
Grafik 5 (links unten): 16,5 m 1986), ein erstklassiger internationaler Schiedsrichter,
Mit dem Teilkreis 18 yds. 28 Jahre lang Vorsitzender der FA und von 1961 bis
5,5
am Strafraum und 5,5 1974 FIFA-Präsident, veröffentlichte 1973 in seinem
dem Viertelkreis für 2,44 6
den Eckstoß war die 7,32 11 45-90 m 9,15 9,15 18,32 m Buch „A History of the Laws of Association Football“
moderne Form des 50-100 Yards 12 mehrere Spielfeld-Varianten aus jener Zeit. Der Grund
Spielfelds bereits 1938 dafür war nach Rous vor allem das „loosely worded law“,
gefunden. also das (zu) locker formulierte Gesetz. Mit anderen
Worten: Der Regeltext ließ zu viele Auslegungen zu.
1m
90-120 m
100-130 Yards
Zehn Jahre hielt dieser Zustand an, bis der IFAB zunächst
Vielleicht machten es sich die Mannschaften beim Platz- einmal 1901 die willkürlichen Markierungen für den
aufbau vor allem dort einfacher, wo noch nicht so genau Spieler-Abstand beim Strafstoß „legalisierte“, indem er
hingeschaut wurde wie bei Ligaspielen oder gar Länder- einen kleinen Strich gegenüber jedem Pfosten anord-
kämpfen. Es geht eben schneller, eine gerade Linie zu nete, 18 Yards von der Torlinie entfernt.
ziehen, als jeweils einen Kreis um die Pfosten zu schla-
gen, dessen Radius exakt 6 Yards beträgt und der auf Ein Jahr später: Der IFAB trifft sich am 16. Juni 1902 im
der Grundlinie sowie dort, wo die Kreise einander berüh- Grand Hotel von Scarborough, einer Hafenstadt im Nord-
ren, endet. osten Englands. Es ist der Tag, an dem sich der Anblick
eines für den Anstoß bereiten Fußballplatzes in einer
Dass diese B-Form gemeint war, versuchte der IFAB in Weise ändert, wie es nie wieder geschehen wird. Die Gra-
den folgenden Jahren im Regeltext zu verdeutlichen, fik 4 verdeutlicht, was die Vertreter der vier britischen
indem nicht mehr von „line“ (Linie) sondern von „lines“ Fußball-Verbände unter dem Vorsitz des Engländers
(Linien), also der Mehrzahl, die Rede war und 1897 die Charles Crump damals beschlossen haben.
Formulierung „from the goal posts“ durch „from each
goal post“ (also: von jedem Torpfosten aus) ersetzt • Die 12-Yards-Linie, die bis dahin den Raum begrenzte,
wurde. in dem ein Foul oder ein absichtliches Handspiel eines
Abwehrspielers zum Strafstoß führte, der von jedem
Der Torraum ist daher ursprünglich nicht entstanden, Punkt dieser Linie ausgeführt werden konnte, wird zu
um den Torhüter in diesem Raum besonders zu schüt- einem Punkt mittig vor dem Tor – eine Anpassung an
zen, sondern aus der Notwendigkeit, dem Keeper bei die gängige Praxis. Der uns heute geläufige „Elfme-
einem Strafstoß aufzuzeigen, wie weit er dem Schützen terpunkt“ ist geboren.
entgegengehen durfte. In abgewandelter Form findet
man das heute noch im Teilkreis am Strafraum wieder, • Aus dem B-förmigen Gebilde vor dem Tor wird ein
der dazu dient, für die Spieler den 9,15-Meter-Abstand Rechteck, das von den Pfosten aus je 6 Yards zur Seite
vom Elfmeterpunkt zu markieren, den sie bei der Aus- und 6 Yards nach vorn misst. Denn wenn der Torwart
führung eines Strafstoßes einhalten müssen. beim Strafstoß bisher ganz gerade nach vorn ging, war
er auf der Schnittstelle der beiden Kreise noch nicht
Apropos Abstand der Spieler: Ab 1891 mussten beim 6 Yards vor seinem Tor (siehe Grafik 3). Also rückte er
Strafstoß alle Spieler außer dem Schützen mindestens weiter vor in den freien Raum. Um dem Schiedsrichter
6 Yards hinter dem Ball stehen. Wie der Schiedsrichter die Arbeit zu erleichtern, zogen die Vereine eine Linie
das überwachen sollte, wurde allerdings nicht festge- zwischen den äußersten Punkten der Bögen, um dem
legt. So tauchte auf dem einen oder anderen Spielfeld Torhüter seine Grenze deutlich aufzuzeigen. Sie mag
eine weitere Linie auf, nämlich 18 Yards vom Tor ent- die IFAB-Mitglieder auf den Gedanken gebracht haben,
fernt, um den Spielern aufzuzeigen, wo sie sich bei der dass eine rechteckige Begrenzung sinnvoller wäre.
Ausführung eines Strafstoßes (12 Yards) aufhalten muss-
ten. Meist wurde diese Linie bloß gestrichelt oder nur • Und so wie dieser Torraum wird auch die neue „penalty
in der Breite des Tores gezogen, weil die Schützen des area“ gestaltet. Je 18 Yards von den Torpfosten zu den
„Elfmeters“ sich den Ball mittig vor dem Tor zurecht- Seiten und 18 Yards nach vorn umfasst der Strafraum
legten. nun. Er geht also nicht mehr über die gesamte Breite