Page 18 - DFB-Schiedsrichter-Zeitung 2/2019
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auch eine klare Sprachregelung, so Stegemann: „Die
Kommunikation sollte präzise sein und die Funkdiszi-
plin gewahrt bleiben, vor allem in Stresssituationen. Es
dürfen nicht alle durcheinander reden, die Abläufe soll-
ten detailliert besprochen und konsequent eingehalten
werden.“ Kommandos sollten zudem wiederholt wer-
den, um möglichst auszuschließen, dass es zu Missver-
ständnissen kommt oder ein Wort im Funkverkehr unter-
geht, sei es aus technischen Gründen, sei es aufgrund
der Lautstärke im Stadion.
Die Schiedsrichter-Assistenten in der Bundesliga sind
längst vollwertige, speziell geschulte Teammitglieder
und nicht mehr nur nachgeordnete Helfer mit eng abge-
grenzten Kompetenzen und Zuständigkeiten. „Früher
waren sie froh, wenn sie auch dabei sein durften, heute
übernehmen sie viel mehr Verantwortung auf dem Platz“,
fasst Karl-Heinz Tritschler zusammen. Diese Verände-
rung geht auch mit einem geänderten Rollenverständ-
nis des Schiedsrichters einher, wie Sascha Stegemann
deutlich macht: „Die Unparteiischen in der Mitte sind
nicht mehr Einzelkämpfer, sondern eher Teamchefs und
Manager.“
Es müssten nicht nur die Assistenten dem Schiedsrichter
helfen, sondern auch umgekehrt, etwa beim Abseits: „Der
Assistent sieht eine Abseitsstellung, aber vielleicht nicht, Auch wenn es länger dauert, hilft das direkte Gespräch,
wer zuletzt am Ball war oder ob es eine Beeinflussung Missverständnisse im Team zu vermeiden.
durch den Spieler im Abseits gab. Deshalb müssen wir
die nötigen Informationen untereinander austauschen.“ Als Unparteiischer hat er Spiele bis zur Regionalliga
geleitet, in seinem Kreis ist er außerdem für die Förde-
Die klaren Zuständigkeiten früherer Jahre würden sich rung junger und talentierter Schiedsrichter zuständig.
mehr und mehr auflösen, sagt Stegemann, „die Grenzen
werden fließender, es wird immer stärker eine Teamleis- Im Fußball-Verband Mittelrhein stehen den Referees ab
tung. Ein Assistent kann heute nicht mehr sagen: Was der Bezirksliga regelmäßig Assistenten zur Verfügung,
außerhalb meines Anzeigebereichs passiert, interessiert wobei die Ansprüche und Anforderungen an sie steigen,
mich nicht. Er sollte immer an das Team denken. Es wird je höher die Spielklasse ist. „In der Bezirksliga geht es
immer wichtiger, zu beschreiben, was man gesehen hat, vor allem um die Basics wie Abseits, Einwurf und Eck-
also die Fakten zu kommunizieren. So setzen sich die stoß, da sind die Assistenten normalerweise Jung-
Mosaiksteine zu einer Entscheidung zusammen.“ schiedsrichter und amtieren teilweise noch wie klassi-
sche Linienrichter“, sagt Heller. „Man kann nicht erwarten,
DER TEAMGEDANKE STEHT IM MITTELPUNK T dass sie auf diesem Niveau schon in der Lage sind, die
Linie des Schiedsrichters nachzuempfinden.“ In den höhe-
Die Bedeutung der Assistenten ist aber nicht nur im Pro- ren Amateurligen sehe das anders aus, da müssten die
fifußball gewachsen, sondern auch im höherklassigen Assistenten wesentlich aktiver sein und „auch bei der
Amateurbereich. Dort ist der Fußball ebenfalls wesent- Zweikampfbeurteilung mithelfen, gerade wenn der
lich schneller und komplexer geworden, die Anforde- Schiedsrichter eine ungünstige Perspektive hat“.
rungen an die Unparteiischen sind deutlich gestiegen.
Mario Heller hat diese Entwicklung miterlebt. Der Köl- Dort würden die Assistenten zudem „in spieltaktische
ner ist 29 Jahre alt und pfeift seit seinem 13. Lebensjahr. Überlegungen eingebunden, und sie sollen Impulse
geben, etwa über die Funkfahne oder, wenn vorhanden,
Heutzutage sind über das Headset“, so Heller. Wichtig ist auch ihm der
die Schiedsrichter- Teamgedanke, „ganz grundsätzlich und speziell in Stress-
Assistenten situationen wie bei Rudelbildungen, wo klar sein muss,
ausgewiesene wer welche Aufgaben übernimmt. Ich sage den Assis-
Experten für ihr
Aufgabengebiet. tenten zum Beispiel: ‚Wenn es in deinem Bereich zu einer
Spielertraube kommt, behalte immer den Spieler im
Blick, der das Ganze ausgelöst hat, denn das ist meist
derjenige, der sich als Erster aus dem Staub macht.‘“
Ein Assistent müsse ein Spiel heute genauso lesen kön-
nen wie der Schiedsrichter, auch wenn dieser weiterhin
die Hauptverantwortung trage. Die Assistenten dürften
sich nicht durch allzu gewagte Fahnenzeichen in den