Page 12 - DFB-Schiedsrichterzeitung 03-2019
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Er verließ Berlin und siedelte Als die Schiedsrichter-Zeitung 40 Jahre alt wird, umreißt
nach Frankfurt am Main über, wo DFB-Schiedsrichter-Obmann Degenhard Wolf in seinem
sich nun der Sitz des DFB befand. Glückwunschschreiben an Carl Koppehel die immer-
Als Mitglied des geschäftsfüh- währende Aufgabe der SRZ in drei Punkten: „1. Einheit-
renden Vorstands nahm Kop- lichkeit der Regelauslegung, 2. Hilfsmittel bei der Aus-
pehel ähnliche Aufgaben wahr bildung der Schiedsrichter, 3. Schaffung einer
wie im früheren Fachamt Fußball. Gemeinschaft der Schiedsrichter.“
Wie mit der Leitung der nun wie- Genau dies waren die Gedanken, die sich die neun Berli-
der DFB-Schiedsrichter-Zeitung ner im November 1918 machten, als sie am Potsdamer
(SRZ) genannten Publikation Platz in einem Lokal zusammensaßen, dessen Name lei-
verhielt es sich – logischerweise, der nicht überliefert ist.
möchte man sagen – mit den
Themen: Kontinuität war ange- 1958 geht Koppehel, der in jenem Jahr 68 Jahre alt wird,
sagt. Die SRZ war vor allem für in den Ruhestand, was seine hauptamtliche Arbeit beim
die neu hinzukommenden DFB angeht. Er zieht nach Lindenfels im Odenwald, setzt
Schiedsrichter von überragen- sich aber nicht zur Ruhe, sondern betreut von dort aus
der Bedeutung, denn es fehlten die DFB-Schiedsrichter-Zeitung weiter.
viele erfahrene Unparteiische
als Ausbilder, weil sie im Krieg Das ist auch zehn Jahre später noch so. Anfang 1969
gefallen waren. Und andere besuchen Horst Schmidt, der hauptamtliche
Kommunikationsmittel gab es DFB-Schiedsrichter-Abteilungsleiter, und Hans Ebers-
1996: ja nicht. berger (36), Mitglied im ebenfalls von Koppehel gelei-
Zurück zu DIN A4 – teten DFB-Lehrstab und zugleich noch aktiver Linien-
auf Wunsch der Leser. Beim Blättern in den Ausgaben der 50er-Jahre fällt die richter in der Bundesliga, den SRZ-Chef in Lindenfels.
Zunahme der Anzeigen auf. War dies früher nur eine Sie verabreden, dass „Herr Ebersberger in der Redaktion
Handvoll, so wurde die Schiedsrichter-Zeitung zu einer der Schiedsrichter-Zeitung mitarbeitet, um sie später
immer größer werdenden Plattform für Schiedsrichter- einmal ganz zu übernehmen“, wie es in einer Aktenno-
bedarf und ergänzende Fachliteratur. Sicher auch eine tiz von Schmidt vom 24. Januar 1969 heißt.
Auswirkung des „Wirtschaftswunders“.
Der Wechsel ist also eingeläutet, aber noch nicht voll-
Das traf auf die Ostzone, aus der im Jahr 1949 die DDR zogen. Das geschieht erst 1974, als Koppehel erkrankt
geworden war, nicht zu. Die Wege von Ost und West und Ebersberger das Heft im wahrsten Sinne des Wor-
trennten sich politisch, ökonomisch und auch im Sport. tes in die Hand nimmt. Als Koppehel die Verantwortung
Im Juli 1950 wird in der DDR unter dem Dach des zen- abgibt, hat er 56 Jahre lang – mit zwei kurzen Ausnah-
tralen „Demokratischen Sportausschusses“ (DS) der men Anfang der 20er-Jahre und der Zeit im und nach
Fachausschuss Fußball gegründet. Leiter des Schieds- dem Krieg, als ein Erscheinen unmöglich war – dieses
richterausschusses wird Gerhard Schulz, drei Jahre spä- Fachblatt nicht nur geführt, sondern mit ihm Generati-
ter der erste FIFA-Schiedsrichter der DDR (siehe auch onen von Schiedsrichtern geprägt.
SRZ 6/2011).
Am 28. Juni 1975 stirbt er im Alter von 84 Jahren. „Dem
Ein interessantes Detail aus der ersten Fachausschuss- Schiedsrichterwesen hat Carl Koppehel immer den größ-
Sitzung veröffentlicht die „Neue Fußball-Woche“: „Um ten Teil seiner Arbeitskraft gewidmet“, heißt es in der
unsere Schiedsrichter nicht mehr von der westdeutschen Traueranzeige des DFB.
Schiedsrichter-Zeitung abhängig zu machen, wurde vor-
geschlagen, mit Beginn des 1. Januar 1951 eine Schieds- Genau das wird auch auf seinen Nachfolger Hans Ebers-
richter-Zeitung der demokratischen Sportbewegung in berger zutreffen, der 33 Jahre lang die DFB-Schiedsrich-
der DDR einzuführen.“ ter-Zeitung führen wird.
Dazu ist es allerdings nicht gekommen, sodass die Exem- In einer Sitzung des Schiedsrichterausschusses am
plare der DFB-Schiedsrichter-Zeitung, die trotz Einfuhr- 21. September 1974 beschließt man, die SRZ nur noch
verbots auf verschlungenen Wegen in die DDR gelang- alle zwei Monate erscheinen zu lassen, ein Rhythmus,
ten, von Hand zu Hand weitergereicht wurden. der bis heute unverändert ist. Die Idee, das Format mög-
licherweise auf DIN A5 zu ändern, um „taschentaugli-
Nach den lange unruhigen Zeiten kommt jetzt wieder cher“ zu sein, setzt Ebersberger gleich praktisch um. In
Kontinuität in das Erscheinen der SRZ. Monat für Monat die nächste Sitzung bringt er ein gut ausgearbeitetes
wird sie regelmäßig ausgeliefert, gedruckt im Sportver- und handliches Ansichtsexemplar mit, sodass auch diese
lag Kurt Stoof, der seinen Sitz von Berlin nach Köln ver- Änderung umgehend beschlossen wird.
legt hat und schon während des Krieges das Blatt in sei-
nem Angebot verschiedenster Sportzeitschriften hatte. Verbunden damit war der Übergang von Zeitungspapier
Sowohl zum 60. Geburtstag 1953 als auch zum 70. wid- zu Bilderdruckpapier, was zu einer erkennbar besseren
met Carl Koppehel dem Verleger Stoof, mit dem er 1923 Druckqualität vor allem von Fotos führte. So zierte die
in Berlin die „Fußball-Woche“ entwickelte, ehrende Bei- Titelseite von nun an auch immer ein Fußballfoto, ab
träge in der SRZ. 1992 in Farbe. Und als Aron Schmidhuber zum „Welt-