Page 10 - DFB-Schiedsrichterzeitung 03-2019
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                D FB -S C H I E D S R I C H T E R -Z E I T U N G  0 3 | 2 019



                                          Angesichts dieser Ansprachen   schon auf die Inhalte der Ausgabe hingewiesen, sodass
                                          an ihre Leser kann man schon   der Leser schnell wusste, was ihn erwartet.
                                          das Gefühl bekommen, dass es
                                          zwischen den „Machern“ der bei-  Carl Koppehel kann zum 10. Geburtstag seiner DSZ auf
                                          den Schiedsrichter-Zeitungen   Grußworte des DFB-Vorsitzenden Felix Linnemann und
                                          nicht nur Konkurrenz, sondern   von Dr. Peco Bauwens verweisen, die ihn „zu weiterem
                                          vielleicht auch Streit gegeben   Ausbau der Zeitschrift ermuntern“. Und auch darauf,
                                          hat. Nachweisen lässt sich das   dass sie „1928 in 642 deutschen und 29 außerdeutschen
                                          bisher nicht, auch weil die Archiv-  Orten in 14 Ländern verbreitet“ ist.
                                          unterlagen des DFB den Zweiten
                                          Weltkrieg nicht überstanden   Sechs Jahre lang existieren die beiden Fachblätter für
                                          haben, sondern offensichtlich   die Unparteiischen nebeneinander. Gegen Ende des
                                          verbrannt sind.            Jahres 1930 muss sich Simon Rosenberger, der nicht
                                                                     nur die Redaktion der DFB-Schiedsrichter-Zeitung führt,
                                          Wie auch immer – letztlich ging   sondern auch das finanzielle Risiko trägt, einen finanz-
                                          es in beiden Blättern in allerers-  kräftigen Verlag suchen. In den Zeiten der herrschenden
                                          ter Linie um die fachliche Ver-  Weltwirtschaftskrise kein leichtes Unterfangen, das ihn
                                          mittlung von Spezialwissen,   monatelang beschäftigt.
                                          nämlich wie man ein Fußballspiel
                                          zur Zufriedenheit aller Akteure   Immer noch Mitglied des DFB-Schiedsrichterausschus-
       1950:                              leitet. Der Leser, so er sich denn   ses, reist Rosenberger Anfang September nach Frank-
       Wieder da – die erste   beide Schiedsrichter-Zeitungen leistete, bekam in   furt/Main zu einer Sitzung mit den Schiedsrichter-Chefs
       Ausgabe nach dem   monatlich vier Ausgaben Lesens- und Lernenswertes   der Landesverbände. Er hält das Hauptreferat. Nach einem
       Zweiten Weltkrieg.
                        geboten.                                     anstrengenden Wochenende fährt er am Sonntagabend
                                                                     mit der Bahn zurück nach Köln. Montagfrüh erleidet er
                        Um ihren Abonnentenstamm zu erweitern, bedient   einen Herzinfarkt und stirbt am 6. September 1931.
                          Koppehels DSZ ab 1927 auch die Handball-Schiedsrich-
                        ter mit Fach themen und hat im Juli 1928 das erste Foto   Rosenbergers Tod beschleunigt eine Entwicklung, die
                        im Blatt. Es ist überschrieben mit: „Wie ein Schiedsrich-  abzusehen war – die Vereinigung der beiden Schieds-
                        ter sich nicht kleiden und nicht stellen soll!“ und zeigt   richter-Zeitungen. Am 1. Oktober 1931 erscheint zum
                        den legendären belgischen Schiedsrichter John Lange-  ersten Mal die „DFB-Schiedsrichter-Zeitung vereinigt mit
                        nus bei der Leitung eines Spiels im Straßenanzug und   Deutsche Schiedsrichter-Zeitung“. Ihr Chef ist Carl Kop-
                        mit Knicker bocker-Hosen.                    pehel – und bleibt es für die nächsten 43 Jahre!

                        Die DFB-Schiedsrichter-Zeitung punktet mit Zeichnun-  „In eigener Sache“ schreibt er seinen Lesern: „Die For-
                        gen, die Abseits-Situationen erläutern. Ab November   derung, die beiden Schiedsrichter-Zeitungen unter einen
                        1930 bringt sie erstmals Farbe ins Spiel, denn das „allei-  Hut zu bringen, ist endlich erfüllt worden, nachdem
                        nige amtliche Organ“ hat nun einen grünen Einband aus   immer und immer wieder das Verlangen nach einer sol-
       Das erste Foto – mit
       einem sehr kritischen   festerem Papier als Titelblatt. Später wurde darauf auch   chen Einheitsfront in der Fachliteratur zum Ausdruck
       Text.                                                         gekommen ist.“

                                                                     Wie der DFB, der seit 1928 seine Geschäftsstelle in Berlin
                                                                     hat, ist seine Schiedsrichter-Zeitung nun auch in der Haupt-
                                                                     stadt angesiedelt. Sie erscheint im Verlag DFB-Schieds-
                                                                     richter-Zeitung Carl Koppehel, Berlin-Johannisthal, einer
                                                                     Tochter des Deutschen Sportverlags Kurt Stoof.
                                                                     Während also der Name der DFB-Zeitung inklusive des
                                                                     Untertitels „Alleiniges amtliches Organ der Schiedsrich-
                                                                     ter des Deutschen Fußball-Bundes“ übernommen wird,
                                                                     richtet sich das Layout nach dem der „alten“ DSZ. Äußer-
                                                                     lich wird der grüne Einband wieder abgeschafft und die
                                                                     Texte werden dreispaltig gesetzt, wohl wegen der bes-
                                                                     seren Lesbarkeit.

                                                                     Im Gegensatz zu den äußeren Lebensumständen in
                                                                     Deutschland, das Anfang der 30er-Jahre beherrscht ist
                                                                     vom politischen und gesellschaftlichen Niedergang der
                                                                     Weimarer Republik, der Massenarbeitslosigkeit und den
                                                                     immer gewalttätigeren Auseinandersetzungen zwischen
                                                                     Nationalsozialisten und Kommunisten, kommt die
                                                                       DFB-Schiedsrichter-Zeitung in ruhigeres Gewässer. Sie
                                                                     erscheint regelmäßig und ist den Schiedsrichtern eine
                                                                     gern gelesene Hilfe.
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