Page 25 - DFB-Schiedsrichterzeitung 05-2019
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          Der DFB-Bundestag im September bringt auch personelle

          Veränderungen im Schiedsrichter-Bereich mit sich: Helmut

          Geyer, der stellvertretende Vorsitzende des DFB-Schieds-

          richter-Ausschusses, hat angekündigt, nicht mehr zu kandi-

          dieren. Im SRZ-Interview blickt er auf seine Amtszeit zurück.



                err Geyer, dass Politiker oder Sportpolitiker vor   der Unparteiischen integrieren. Dies kann für eine erfolg-  TE X T
                dem Erreichen der Altersgrenze und zudem auch   reiche Schiedsrichter-Erhaltung aber nur ein erster Schritt   David Bittner
         H noch freiwillig aus dem Amt ausscheiden, ist   sein. Grundsätzlich müssen wir weiter daran arbeiten,
          eher die Ausnahme. Wie kamen Sie zu dem Entschluss,   ein besseres Umfeld für die Schiedsrichter an der Basis
          Ihre Tätigkeit als stellvertretender Vorsitzender des   zu schaffen.
          DFB-Schiedsrichter-Ausschusses zu beenden?
                                                      Was waren neben dem Patensystem in den vergange-
          Es sind insgesamt 40 Jahre, die ich als Funktionär im   nen Jahren die dominierenden Themen in der Schieds-
          Schiedsrichterwesen tätig war – anfangs im Kreis, spä-  richter-Kommission Amateure?
          ter im Bezirk, im Landesverband, zuletzt im DFB. Ich
          habe die Arbeit immer gerne gemacht, aber es war auch   Im Frauen-Bereich haben wir die Professionalisierung
          immer meine Vorstellung, selbst entscheiden zu dür-  vorangetrieben: Statt einer alleinigen Verantwortli-
          fen, wann eine Lebensphase enden soll. Im DFB-  chen kümmert sich heute ein mehrköpfiges Kompe-
          Schiedsrichter-Ausschuss haben wir mit einem tollen   tenz-Team um die vielfältigen Belange der Schieds-
          Team einiges bewegen können und ich bin stolz dar-  richterinnen. Die Veranstaltung „DANKE SCHIRI.“
          auf, ein Teil des Ganzen gewesen zu sein. Jetzt ist aber   haben wir fest verankert und es ist inzwischen selbst-
          der Zeitpunkt gekommen, Platz zu machen für Jüngere,   verständlich, dass diese jährlich stattfindet. Dies ist
          die ihre eigenen Ideen mitbringen und neue Impulse   eine tolle Wertschätzung für das Engagement der
          setzen können.                              Unparteiischen auf allen Ebenen, und es ist sehr posi-
                                                      tiv, wie die Aktion in den Landesverbänden umgesetzt
          Sie waren zuletzt nicht nur stellvertretender Vorsitzender   wird. Ein großer Arbeitsbereich war in der Vergangen-
          des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses, sondern insgesamt   heit sicherlich auch die Weiterentwicklung des Nach-
          auch sechs Jahre lang Vorsitzender der DFB-Schiedsrich-  wuchskonzepts, das mit den Junioren-Bundesligen
          ter-Kommission Amateure. Wie ist es aus Ihrer Sicht –   heute auf einem sehr hohen Niveau ist. In den Lan-
          Stand heute – um die Unparteiischen an der Basis bestellt?  desverbänden haben wir Head-Coaches eingeführt
                                                      und durch die Schaffung neuer Fortbildungsmaßnah-
          Wenn wir über die Situation in den Kreisligen sprechen,   men, wie zum Beispiel die Stützpunkte, die Regional-
          haben die Probleme und Herausforderungen in den ver-  liga-Schiedsrichter wieder ein Stück näher an den DFB
          gangenen Jahren sicherlich zugenommen: Die Verant-  herangerückt.
          wortlichen dort sind nicht nur mit dem Problem sinken-
          der Schiedsrichter-Zahlen konfrontiert, sondern müssen   Nicht nur die Schiedsrichter, sondern auch die Führungs-
          sich auch anderen Herausforderungen stellen: Die Gewalt   kräfte in den Kreisen wurden in den vergangenen Jah-
          gegenüber den Unparteiischen hat zugenommen, der   ren immer intensiver geschult …
          Respekt hat abgenommen. Das ist kein Problem spezi-
          ell im Fußball, sondern in unserer Gesellschaft, in der   Obleute und Lehrwarte haben die schwierige Aufgabe,
          es an gegenseitiger Wertschätzung mangelt. Eine wei-  dass sie oft sehr heterogene Gruppen von weit mehr als
          tere Schwierigkeit für die Verantwortlichen an der Basis   100 Schiedsrichtern führen. Dabei immer jedem Einzel-
          ist, dass sich das Freizeitverhalten junger Menschen ver-  nen gerecht zu werden, ist ein absoluter „Knochenjob“.
          ändert hat: Aufgrund vielfältiger anderer Möglichkeiten   Durch das Qualifizierungsangebot für Obleute und Lehr-
          sind viele junge Menschen nicht mehr bereit, ein Ehren-  warte wollen wir den Verantwortlichen in den Kreisen
          amt zu übernehmen, das oft herausfordernd und manch-  das Rüstzeug mitgeben, ihre Aufgaben noch besser
          mal auch unbequem sein kann.                erfüllen zu können.

          Was hat die Schiedsrichter-Kommission Amateure in   Wie schwierig ist es bei der Erstellung von Konzepten
          den vergangenen Jahren getan, um diesen Problemen   eigentlich, diese jedes Mal für alle 21 Landesverbände
          zu begegnen?                                abzustimmen?

          Das Patensystem, das wir bundesweit über den DFB-  Von Berchtesgaden bis nach Flensburg wird man nie iden-
          Masterplan umgesetzt haben, soll dazu beitragen, dass   tisch arbeiten können. In Städten wie Berlin, Bremen oder
          neu ausgebildete Schiedsrichter sich nicht alleingelas-  Hamburg hat man andere Probleme, aber auch andere
          sen fühlen, wenn sie ihre ersten Spiele pfeifen. Wir wol-  Möglichkeiten als in flächenmäßig großen Landesver-
          len sie auf diese Weise vielmehr in die Gemeinschaft   bänden wie Bayern oder Mecklenburg-Vorpommern.
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