Page 26 - DFB-Schiedsrichterzeitung 05-2019
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Deshalb können wir als Schiedsrichter-Kommission Ama- sind nicht mehr miteinander vergleichbar – und die
teure auch keinem Landesverband vorschreiben, wie er Schere wird in Zukunft auch noch weiter auseinander-
seine Arbeit zu tun hat, sondern wir sprechen immer nur gehen. Das mediale Interesse und der Druck für einen
Empfehlungen aus und geben den Landesverbänden Hil- Bundesliga-Schiedsrichter sind genauso extrem wie die
festellungen an die Hand. Anforderungen an seine Spielleitung. Deshalb wird es
eine wirklich große Herausforderung sein, unter den
„Erst durch die Aufteilung in Elite Nachwuchs-Schiedsrichtern an der Basis geeignetes
Personal zu finden und entsprechend zu fördern, das in
und Amateure konnten wir uns so ein paar Jahren frei werdende Plätze im Elite-Bereich
übernehmen kann.
intensiv um die Themen an der Im Gegensatz zu den Verantwortlichen in der Elite haben
Basis kümmern.“ Sie als Vorsitzender der Amateure in den vergangenen
Jahren stets ehrenamtlich gearbeitet. Haben Sie da nie
Helmut Geyer, stellvertretender Vorsitzender DFB-Schiedsrichter-Ausschuss ein wenig Neid verspürt?
Nein, denn ich komme schließlich seit jeher aus dem
Sie waren im Amt, als das Schiedsrichterwesen in die Ehrenamt und empfinde es seit dem ersten Tag meiner
Kommissionen Amateure und Elite aufgeteilt wurde. Funktionärstätigkeit reizvoll, mich im Amateurfußball
Wie hat sich diese Struktur Ihrer Meinung nach im Nach- zu engagieren. Ich hatte schon immer Freude daran,
hinein bewährt? Verantwortung zu übernehmen. Und es ist für mich
immer eine große Motivation gewesen, zu sehen, wie
Erst durch die Aufteilung in beide Bereiche – ich spre- sich Dinge, die man auf Verbandsebene auf den Weg
che bewusst nicht von Trennung – war es möglich, sich gebracht hat, an der Spitze weiterentwickeln. Wenn
in den vergangenen Jahren so intensiv um Themen des Schiedsrichter den Weg in die Bundesliga schaffen, die
Amateurfußballs zu kümmern. Diese blieben in den Jah- man vor vielen Jahren noch im eigenen Verband oder
ren zuvor oft auf der Strecke, weil der Schiedsrichter- in der Junioren-Bundesliga beobachtet hat. Wenn man
Ausschuss mit den Aufgaben für den Profifußball voll- auch in anderen Bereichen positives Feedback für die
kommen ausgelastet war. Arbeit bekommt, die man leistet, damit dem Spielbe-
trieb ausreichend und gut ausgebildete Spielleiter zur
Kritiker sagen, dass Profi- und Amateurfußball immer wei- Verfügung stehen.
ter auseinanderdriften – auch bei den Schiedsrichtern …
Welche Aufgaben erwarten Ihren Nachfolger an der
Das ist tatsächlich so: Beide Schiedsrichter-Gruppen Spitze der deutschen Amateur-Schiedsrichter?
üben zwar die gleiche Sportart aus, aber die Tätigkeiten
Es wird weiterhin eine Kernaufgabe bleiben, in die Ver-
bände hineinzuwirken, um dort gewisse Standards zu
erhalten beziehungsweise zu schaffen. Man wird unter
anderem neue Ansätze und Wege finden müssen,
Schiedsrichter zu gewinnen und – genauso wichtig –
die bisherigen zu erhalten. Die Nachwuchsförderung
wird sicherlich auch ein Thema bleiben. Diese darf nicht
auf dem heutigen Stand stehen bleiben, sondern muss
sich auch in Zukunft weiterentwickeln. Und man wird
sich mit Themen wie Gewaltprävention und DFBnet
befassen müssen und in den entsprechenden Arbeits-
Helmut Geyer
im Kreis der kreisen die Interessen von uns Schiedsrichtern klar zur
Verbandsobleute. Sprache bringen.
40 Jahre Funktionär
Bereits drei Jahre nach dem Ablegen der Schieds- nächst kommissarisch – die Nachfolge von Man-
richter-Prüfung im Jahr 1976 startete Helmut Geyer fred Amerell als Obmann des Süddeutschen
auch schon seine Funktionärstätigkeit: In der Fußball-Verbandes an. Ab diesem Zeitpunkt war
Gruppe Ludwigsburg übernahm er im Jahr 1979 Helmut Geyer auch Mitglied im DFB-Schiedsrich-
einen Beisitzer-Posten, elf Jahre später als Obmann ter-Ausschuss.
den Vorsitz. Ab 1995 startete Geyer auch im Ver- Als aktiver Schiedsrichter hatte er selbst bis zur
bands-Schiedsrichter-Ausschuss in Württemberg Oberliga gepfiffen und von 1987 bis 1991 an der
seine Arbeit zunächst als Beisitzer, acht Jahre spä- Seite von Eugen Strigel als Assistent in der Bun-
ter wurde er Obmann. Im Jahr 2010 trat er – zu- desliga agiert.