Page 12 - DFB-Schiedsrichterzeitung
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Anhand von Video-
Szenen diskutierten Zum Anpfiff der zweiten Hälfte habe ich diese Info an schlichtweg die Übersicht. Selbst als Schiedsrichter. Es
die Unparteiischen die Spieler weitergegeben, damit die nicht Sachen brüll- ist wie dieser Tage so oft in den Video-Konferenzen oder
notwendige Ent- ten, die normalerweise nicht für die Ohren der Zuschauer Online-Telefonaten mit mehr als drei Teilnehmern: So
scheidungen.
bestimmt sind.“ beeindruckend die Möglichkeit des virtuellen Mitein-
anders ist, gewöhnungsbedürftig und nicht ganz so
VO R B E R E I T E N AU F D E N TAG X optimal ist sie dann doch in der Praxis.
„Geisterspiele“ sind sterile Erlebnisse, die auch für die Fazit dieser ersten Video-Schulung für Nachwuchs-
Schiedsrichter wenig Unterhaltung versprechen. Weil schiris: Sie ist die beste aller Ersatzmöglichkeiten unter
die Show aber nun einmal weitergehen soll, ja, irgend- den gegebenen Bedingungen – aber eben doch nur
wann auch weitergehen muss, haben Online-Übungs- ein Ersatz. In der Not frisst der Teufel eben Fliegen –
einheiten wie diese eine ganz besondere Bedeutung. oder diskutiert den Trikotzupfer von Manchesters
Wagner: „Es geht auch darum, die Spannung hochzu- Harry Maguire über die Breitbandverbindung. Auf Dauer
halten. Ich vergleiche die aktuelle Situation mit einer kann so etwas das persönliche Miteinander bei den
langwierigen Verletzung. Auch da muss man weiterma- Stützpunkteinheiten nicht ersetzen. Soll es aber auch
chen und sich auf den Tag X vorbereiten.“ Vorteil einer nicht.
solchen Video-Schalte in alle Schiedsrichter-Haushalte:
„Alle haben das Gefühl: Ich werde nicht vergessen.“ Wagner hofft darauf, dass eine baldige Rückkehr zur
Normalität nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt.
Im zweiten Teil der Veranstaltung darf sich Wagner etwas Was bleibt dann über für die 70.000 Unparteiischen, die
zurücknehmen, Kollege Jan-Hendrik Salver stellt strit- auf deutschen Sportplätzen in der Vergangenheit wahr-
tige Szenen in der Zusammenarbeit von Schiedsrichter lich keine rosigen Zeiten erlebt haben? „Ich hoffe, dass
und Assistenten zur Diskussion. sich die neu gewachsene Empathie im täglichen Mitei-
nander auch auf den Platz überträgt“, sagt Wagner. „Emo-
Im Vergleich zu den Treffen im „echten Leben“ läuft die tionen sind gut und gehören zum Fußball dazu. Aber
Video-Schalte hin und wieder etwas stockend ab. Mal die Grenzen zwischen Emotion und Unsportlichkeit
hakt die Verbindung, mal rauscht das Mikrofon und waren zuletzt doch sehr verwischt worden. Und die sollte
irgendwann verliert man in dieser großen Gruppe man mal wieder schärfer ziehen.“