Page 7 - DFB-Schiedsrichterzeitung
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          zusätzlich auf Trab – und wach“, schmunzelt der Zwei-  tiv jungem Alter. Eine Ansteckung mit Corona würde ich
          fach-Vater, der nach dem Lockdown „kurioserweise fit   wahrscheinlich besser verkraften können als ältere Men-
          wie nie“ war. „Es pusht einen, weil man nicht so viel   schen. Aber ich möchte das Virus natürlich auch nicht
          machen kann. Ich habe unheimlichen Drang, mich zu   verbreiten und damit andere Mitmenschen gefährden.“
          bewegen.“ Dabei hat er – gerade in der Corona-Zeit –
          schon so viel bewegt.                       Deshalb hat sie alle Vorkehrungen getroffen, die mög-
                                                      lich sind: „Wir waschen und desinfizieren uns die Hände,
          R I E M  H U S S E IN :  ME D I K A ME N T E  sooft es geht. Wir haben jetzt Plexiglas-Scheiben auf
          F Ü R  K R A NK E  ME NS C HE N             den Verkaufstheken zur Absicherung gegen Tröpfchen-
                                                      Infektionen. Wir vermeiden Berührungen.“
          „Jeden Tag kann jemand vor dir stehen, der Corona hat“,
          weiß Dr. Riem Hussein (39) aus Bad Harzburg. Keine   Auch die Kunden hätten sich angepasst, hat die Apo-
          Plattitüde. Denn die FIFA-Schiedsrichterin hat jeden Tag   thekerin festgestellt: „Früher haben viele Leute beim
          mit Kranken zu tun.                         Husten und Niesen keine Rücksicht auf ihre Mitmen-
                                                      schen genommen und keine Schutzmaßnahmen ergrif-
          In Pandemie-Zeiten ist das schwierig – für Hussein aber   fen. Jetzt machen sich die Leute mehr Gedanken, neh-
          kein Grund, ihren Beruf in der Apotheke im Kurzentrum   men bewusster bestimmte Prozesse wahr.“
          Bad Harzburg zu verteufeln. Die betreibt sie gemeinsam
          mit ihren Geschwistern Dr. Fadwa Natour und Dr. Fadi   Und der Sport? „Der DFB hat uns in der Trainingsplanung
          Hussein. „Ich arbeite Vollzeit, kriege alles hautnah mit.“   sehr gut unterstützt. Ich fühle mich sehr fit und war
          Das ist auch nötig, denn seit dem Ausbruch von Corona   jederzeit bereit, wieder ins Spielgeschehen einzugrei-
          ist mehr zu tun. „Ich bin direkt am Kunden, im vollen   fen.“ Ende Mai war es für die Unparteiische schließlich
          Einsatz. Natürlich ist das auch ein Risiko. Ich habe zum   so weit und Riem Hussein leitete nach langer Pause wie-
          Glück so viel zu tun, dass ich darüber nicht so viel nach-  der mal ein Spiel in der Frauen-Bundesliga.
          denken kann. Außerdem: Der Job muss ja auch gemacht
          werden – gerade in diesen Zeiten.“          B E NE D I K T  K E MP K E S :  Z A HN A R Z T
                                                      ( FA S T ) O H N E  PATI E N TE N
          Riem Hussein sagt aber auch: „Ich erlebe meinen Alltag
          jetzt mit Einschränkungen – Abstand, Maskenpflicht.   Der 34-jährige Zweitliga-Schiedsrichter ist selbststän-
          Manche trauen sich auch nicht mehr her, weil sie Angst   diger Zahnarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Lahn-
          haben, sich anzustecken. Das ist ein komisches Gefühl.“  stein – und zählt damit zu den Betroffenen der Krise.
                                                      „Wir haben circa 60 Prozent Umsatzeinbußen“, sagt
          Um sich selbst macht sie sich aber keine Sorgen: „Ich   Benedikt Kempkes. „Obwohl die Praxis geöffnet ist und
          habe keine Angst, mich anzustecken. Ich bin fit, in rela-  wir alle erdenklichen zusätzlichen Hygienemaßnahmen

                                                                                                   Bundesliga-Referee
                                                                                                   Martin Petersen und
                                                                                                   seine Frau Anita
                                                                                                   gingen für alte
                                                                                                   Menschen einkaufen.
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