Page 14 - DFB-Schiedsrichterzeitung
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alle Fragen im Forum zeitnah beantwortet wurden. Auch
im „Webinar“ selbst hatten die Teilnehmer die Gelegen-
heit, weitere Fragen zu stellen.
In welcher Form fand am Ende des Lehrgangs die Prüfung
statt?
Die theoretische Prüfung war eine Online-Klausur. Die
Teilnehmer konnten an einem Wochenende selbst
bestimmen, wann sie die Klausur schreiben wollten.
Das heißt, sie konnten die Prüfung starten und hatten
dann 45 Minuten lang Zeit, 30 Fragen zu beantworten.
Das waren sowohl Multiple-Choice- als auch offene
Die Teilnehmer des Fragen, wie sie in den offiziellen Prüfungsbögen vor-
Lehrgangs sehen auf kommen.
ihrem Bildschirm
neben dem Referenten
auch die Inhalte Wie geht es nach der Prüfung weiter für diejenigen, die
einer PowerPoint- bestanden haben?
Präsentation.
Nach der Theorie folgt in der zweiten Phase der Ausbil-
geln. Vier Wochen lang bearbeiteten die Teilnehmer im dung nun noch ein Praxis-Teil auf dem Sportplatz, der
Selbststudium die Inhalte, am Ende jeder Woche veran- von den bayerischen Schiedsrichter-Gruppen organi-
stalteten wir ein sogenanntes „Webinar“, um einige siert wird. Dabei werden die neuen Schiedsrichter auch
Aspekte zu vertiefen und vor allem, um Fragen der Teil- noch eine praktische Laufprüfung absolvieren.
nehmer zu beantworten.
Welche Erfahrungen habt ihr bei euren Lehrgängen
Wie sah ein solches „Webinar“ konkret aus? gemacht, die auch für andere Verbände nützlich sein könn-
ten, wenn sie ähnliche Projekte starten möchten?
Wir nutzten die Idee des „Flipped Classroom“. Das ist
ein Konzept, das wir auch an der Universität verwenden. Die wichtigste Erkenntnis ist: Online-Schulungen funk-
In einer ähnlichen Weise haben wir auch gerade an mei- tionieren! Entscheidend ist vor allem, die Teilnehmer
nem Lehrstuhl sämtliche Seminare und Vorlesungen nicht alleinezulassen, sondern ein klares didaktisches
organisiert. Die Idee ist, Wissen online zu vermitteln, Konzept zu haben, wie man verschiedene Medien („Webi-
um dann in der Diskussion und im Dialog das vermit- nar“, Forum, Selbststudium) kombiniert. Auch sollte man
telte Wissen weiter zu vertiefen und anzuwenden. Nach eine Struktur vorgeben, sodass sich die Teilnehmer nicht
einem Selbststudium auf der Online-Plattform des DFB in der Welt der Regeln alleingelassen fühlen. Außerdem
haben wir die Regel-Inhalte also in den „Webinaren“ mit braucht man, wie für einen Präsenzlehrgang auch, einen
vielen Beispielen und zusätzlichen Erklärungen verse- klaren Lehrgangsplan. Man sollte den Mut haben, es
hen. So konnten wir viele Punkte aus der Regeltheorie einfach mal auszuprobieren. Erste positive Erfahrungen
in die Praxis bringen und zeigen, wie diese auf dem Platz führen schnell zu Sicherheit im Umgang mit diesen
umgesetzt werden. Auch konnten wir bei vielen Themen Medien.
persönliche Erfahrungen als Schiedsrichter einfließen
lassen. Welche Rolle werden deiner Meinung nach reine Online-
Lehrgänge auch noch nach der Corona-Krise spielen?
In welchen Momenten fand eine Interaktion mit den Teil-
nehmern statt? Unser Konzept für die Neulingsausbildung, das wir
jetzt erfolgreich umsetzen, kann man natürlich auch
Zum einen konnten die Teilnehmer bereits während des weiterhin verwenden. Beispielsweise in der Winterpause,
Selbststudiums in einem Online-Forum ihre Fragen stel- wenn der Spielbetrieb ruht und mögliche Interessenten
len. Die Lehrgangsleitung um Alessa Plass und Alexan- Zeit und Lust haben, sich online mit den Fußballregeln
der Pott, Lehrwarte und weitere Mitglieder des Ver- zu beschäftigen. Wo ich zudem ein großes Potenzial
bandslehrstabs reagierten immer schnell darauf, sodass sehe, ist der Einsatz von „Webinaren“ in der Weiterbil-
dung von Unparteiischen. Schon die bisherigen Ange-
bote werden in den 72 bayerischen Schiedsrichter-
Zur Person Gruppen sehr gut angenommen, einige Gruppen
melden Rekordteilnehmerzahlen an ihren Online-Lehr-
aben den. Und auch auf Verbandsebene haben wir sehr
Prof. Dr. Sven Laumer ist nicht nur Mitglied im bay- gute Erfahrungen mit unseren Schiedsrichtern und
erischen Verbands-Schiedsrichterausschuss, son- Beobachtern gemacht. Für die Zukunft müssen wir uns
dern arbeitet auch als Professor an der Universität überlegen, wie wir mit einem Mix aus Online- und
Erlangen-Nürnberg im Bereich Wirtschaftsinfor- Präsenz-Angeboten ein attraktives Angebot für Jung
matik. Dort beschäftigt sich der 37-Jährige mit der und Alt bieten können. Die Corona-Erfahrung zeigt,
Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft. dass dies möglich ist. Und diese Chance sollten wir in
Zukunft nutzen.