Page 17 - DFB-Schiedsrichterzeitung 02-2021
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flimmernden Palmen beglücken. Hauptsache, der Ton Karte aber nicht, weshalb sich Sippel auf Ursachenfor-
funktioniert. schung begibt: „Aus unserer Sicht fehlten hier die Sei-
teneinsicht und der komplette Fokus auf die Situation.“
TE A M S S TAT T M A LL O RC A
Ergänzt wird sein Vortrag von Jochen Drees, der die
Doch trotz aller Unzulänglichkeiten und Probleme: Die Eingriffe des Video Assistant Referees an den zurück-
virtuellen Meetings sind auch im Winter 2021 noch liegenden Spieltagen in den Blick nimmt. Dann refe-
alternativlos – und allemal besser als nichts. Aus die- rieren Florian Meyer und Rainer Werthmann über Straf-
sem Grund kommen auch die Schiedsrichter der Profi- raumsituationen, während Jan-Hendrik Salver den
ligen in den vergangenen Monaten nicht mehr aus Bereich Abseits und Zusammenarbeit übernimmt. Lutz
allen Himmelsrichtungen zu Stützpunkten in die Michael Fröhlich wiederum beschließt nach einer guten
DFB-Zentrale nach Frankfurt gefahren, sondern treffen halben Stunde die Szenenanalyse mit ein paar Ausfüh-
sich etwa alle vier Wochen in Videokonferenzen. Auch rungen aus dem Bereich Handspiel.
das Winter-Trainingslager auf Mallorca musste in die-
sem Jahr ausfallen – und da unter den DFB-Schieds- Der Chef der Elite-Referees ist mit dem Saisonverlauf
richtern anscheinend auch keine Greenscreen-Enthu- insgesamt zufrieden. „Wir sind bisher wirklich gut durch-
siasten zu finden sind, gibt es statt mallorquinischer gekommen“, sagt Fröhlich. „Der siebte Spieltag war aus
Palmen Berliner Dachschrägen. unserer Sicht etwas kritisch, ansonsten sind die aller-
meisten Spieltage aber wirklich gut gelaufen.“ Und das
„Guten Abend zusammen“, sagt der aus der Hauptstadt unter erschwerten Bedingungen: „Die Belastung für die
zugeschaltete Lutz Michael Fröhlich. „Ich hoffe, es geht Schiedsrichter ist momentan enorm hoch. Ich glaube,
euch allen gut und ihr seid alle gesund. Im heutigen es ist nicht die Zeit, in der man darüber nachdenkt, dass
Online-Meeting geht es schwerpunktmäßig um die man noch ein Extra-Spiel pfeift. Wir können alle froh
Spieltage 16 bis 18. Zweikampfbeurteilung und Diszi- sein, dass der Spielbetrieb läuft – und wir sind natürlich
plinarkontrolle, da läuft es aus unserer Sicht momen- davon abhängig, dass alle gesund bleiben.“
tan nicht ganz einheitlich, deswegen haben wir da heute
mal ein paar mehr Szenen vorbereitet.“ Die Schiedsrichter werden genau wie die Spieler regel-
mäßig auf Covid-19 getestet. Positive Tests hat es dabei
Während die meisten Schiedsrichter ihre Webcams in den zurückliegenden Monaten selten gegeben. Im
ausgeschaltet lassen, geht die sportliche Leitung mit gesamten Elite-Bereich wurde das Virus bisher bei zehn
gutem Beispiel voran und ist auch optisch präsent.
Neben Lutz Michael Fröhlich mit dabei sind an diesem
Abend Florian Meyer (Deckenstrahler und Schrank), „Wer sich mental sanieren muss,
Jochen Drees (Regale voller Ordner), Peter Sippel (Kron-
leuchter und Bücherregal) sowie Jan-Hendrik Salver soll Bescheid sagen.“
und Rainer Werthmann (ebenfalls Dachschrägen).
Lutz Michael Fröhlich, sportlicher Leiter
B O T S C H AF T S TAT T DI AL O G
„Das ist natürlich alles sehr anonym“, sagt Lutz Michael Unparteiischen nachgewiesen, davon hatte allerdings
Fröhlich später. Der sportliche Leiter der Elite-Schieds- mehr als die Hälfte keine Symptome. Inzwischen sind
richter prüft momentan, ob man sich in Zukunft mög- alle wieder fit und mit an Bord.
licherweise in etwas kleineren Gruppen zusammen-
schalten kann. „In dieser großen Runde läuft alles eher Trotzdem, im Schlusswort der Videokonferenz macht
frontal ab, du kriegst keinen Dialog hin. Im Wesentli- der sportliche Leiter deutlich, dass sich jeder jederzeit
chen können wir den Schiedsrichtern nur Botschaften eine Pause nehmen darf. „Es gibt ja nicht nur Fußball,
mit auf den Weg geben.“ Immerhin, in den kommen- das Leben spielt sich auch in der Familie und im Beruf
den Wochen wird es noch Einzeltermine für alle Schieds- ab“, erklärt Fröhlich anschließend. „Da gibt es zum Teil
richter und Assistenten geben. Und: Die Videoszenen Homeofffice, familiäre Belastung durch die Einschrän-
laufen inzwischen auch ruckelfrei. „Wir hatten damit kung der Kontakte und so weiter. Wer da eine Auszeit
am Anfang ein paar Probleme, arbeiten jetzt aber mit braucht und sich mental ein bisschen sanieren muss,
zwei Plattformen parallel. Das funktioniert eigentlich soll einfach Bescheid sagen.“
ganz gut.“
Dass die Videokonferenzen nach dem Ende der Pan-
Peter Sippel macht an diesem Abend den Anfang: „Hier demie komplett in der digitalen Mottenkiste verschwin-
ist eine Situation, wo der 27er mit dem Arm hochgeht“, den werden, glaubt Fröhlich nicht. „Wenn es nicht das
sagt der Leiter für Qualifizierung und Training und lässt alleinige Instrument ist, dann können diese digitalen
die Szene laufen. „Der Arm ist über der Schulter aus- Schalten sicher helfen, weil man einfach schneller in
gestreckt, geht hoch in Richtung Kopf. Da ist der Pfiff Kontakt kommen kann. Manchmal muss man sich aber
für uns nicht mehr ausreichend, da ist eine Verwarnung auch von Angesicht zu Angesicht sehen – das schafft
notwendig. Sicher ist der Arm hier nicht als Waffe im einfach mehr Vertrauen.“ Dann drückt er auf den Been-
Einsatz, aber als Stoßstange, deswegen ‚Gelb‘.“ In der den-Button und die Berliner Dachschrägen verschwin-
entsprechenden Szene zeigt der Schiedsrichter die den vom Bildschirm.