Page 28 - DFB-Schiedsrichterzeitung 02-2021
P. 28
28 A NALY SE
D F B -S C H IE D S R I C H T E R -Z E I T UN G 02 | 2 021
3A
3a_Als Thuram dabei ist, aus dem
gegnerischen Strafraum zu laufen,
tritt ihm Geiger in den Weg.
3 3b_Mit der Sohle trifft der
Hoffenheimer den Spann des
Mönchengladbacher Angreifers. 3B
Da sich das Vergehen im Strafraum
ereignet, gibt es einen Strafstoß.
https://bit.ly/SZ-02-21-Szene-03
2 Fortuna Düsseldorf – SV Darmstadt 98 entscheidet der Schiedsrichter auf Strafstoß für die
(10. Spieltag) Borussia.
Wie hilfreich ein gutes Stellungsspiel ist, zeigt dieses
Beispiel besonders eindrucksvoll. Bei einem Darmstäd- Der Ort des Vergehens ist in den Standbildern klar zu
ter Angriff wird der Ball nach links außen in den Straf- erkennen, doch das heißt nicht, dass sich das in der
raum gespielt, wo ihn Fabian Holland (weißes Trikot, Realgeschwindigkeit für den Schiedsrichter auf dem
Nr. 32) erläuft. Als der Düsseldorfer Kelvin Ofori hinzu- Feld genauso eindeutig dargestellt hat. Denn die Dyna-
eilt, um ihn vom Ball zu trennen, schlägt Holland einen mik einer Situation kann die Wahrnehmung beeinflus-
Haken (Foto 2a) und wird von Ofori klar am Fuß getrof- sen: Wenn ein Foulspiel knapp außerhalb des Strafraums
fen (Foto 2b). Dadurch geht der Darmstädter Kapitän stattfindet, der Angreifer jedoch in der Bewegung bleibt
zu Boden. und in den Strafraum hineinfällt, sieht es für den Unpar-
teiischen oft so aus, als hätte sich das Vergehen inner-
Der Unparteiische antizipiert sehr gut, was geschehen halb des Strafraums ereignet. Das Umgekehrte gilt ent-
könnte, und kann sich deshalb in eine vorzügliche sprechend für Vergehen innerhalb des Strafraums, bei
Beobachtungsposition bringen. Von dort verfolgt er denen der Stürmer anschließend erst außerhalb zu Fall
ganz genau den Verlauf und den Ausgang des Zwei- kommt. Deshalb ist es wichtig, den Tatort genau im rich-
kampfes. Er erkennt, dass Holland sich nach dem Ein- tigen Moment gedanklich zu „fotografieren“.
drehen nicht etwa freiwillig fallen lässt, um einen Straf-
stoß zu schinden, sondern von seinem Gegner 4 Borussia Mönchengladbach – Hertha BSC
regelwidrig zu Fall gebracht wird. Ohne jedes Zögern (11. Spieltag)
entscheidet er auf Strafstoß. Das wird von den Düssel- Nach einer Flanke von der rechten Seite in den Straf-
dorfern auch deshalb klaglos akzeptiert, weil der raum der Berliner kommt es zu einem Zweikampf
Schiedsrichter optimal postiert ist. Das erhöht seine (Foto 4a) zwischen dem Herthaner Peter Pekarik (linker
Glaubwürdigkeit. Bildrand, blaues Trikot, Nr. 2) und Patrick Herrmann.
Dabei hält Pekarik seinen Arm gegen den Rücken seines
3 Borussia Mönchengladbach – TSG 1899 Hoffen- Gegners. Herrmann springt hoch, um den Ball mit dem
heim (13. Spieltag) Kopf zu spielen, verfehlt ihn jedoch, geht leicht ins Hohl-
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Der Mön- kreuz und danach zu Boden. Den Kopfball bekommt
chengladbacher Spieler Marcus Thuram ist hier nicht im stattdessen Pekarik, der das Spielgerät jedoch unfrei-
Begriff, den eigenen Strafraum zu verlassen, sondern willig zum Mönchengladbacher Hannes Wolf befördert.
vielmehr den gegnerischen. Dabei tritt ihm Dennis Gei- Dieser verfehlt mit seinem anschließenden Schuss das
ger in den Weg (Foto 3a), und das im wörtlichen Sinne: Tor der Gäste.
Mit der Sohle seines linken Fußes trifft er den Spann von
Thuram (Foto 3b). Dieser kommt daraufhin zu Fall und Hat Herrmann den Ball deshalb nicht erreicht, weil Peka-
bleibt außerhalb des Strafraums liegen. Völlig zu Recht rik ihn gestoßen hat? Foto 4b scheint das nahezulegen,