Page 8 - DFB-Schiedsrichterzeitung 02-2021
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dann die Aufmerksamkeit, wenn du es willst.“ Ein gutes gabe eines Freistoßes gepfiffen werden, wenn der Refe-
Beispiel dafür, dass manche Kleinigkeiten den Unter- ree auf Geheiß der Angreifer die Mauer gestellt hat, nach
schied machen. Der erfahrene Schiedsrichter und heu- einer vollzogenen Auswechslung, nach einer Persönli-
tige DFB-Lehrwart Wagner kennt sie. chen Strafe und nach einer verletzungsbedingten
Behandlung. „Meine Empfehlung: Wenn der Schieds-
Stimmt es, dass es in manchen vollen Stadien wie in richter während der Partie irgendwo Einfluss nimmt und
Dortmund (außerhalb von Corona) so laut ist, dass man die Aufmerksamkeit auf sich zieht, dann sollte er den
selbst den Pfiff des Schiedsrichters an der Seitenlinie Ball mit Pfiff wieder freigeben. Das macht es einfacher
nicht mehr hört? „Ja“, bestätigt Robert Hartmann, „das und vermeidet Irritationen“, sagt der DFB-Lehrwart. Auf
kann schon vorkommen. Man muss lernen, damit umzu- diese Weise sei für jeden klar, in welchem Moment ein
gehen.“ Wenn allerdings alle Spieler stehen blieben, Vorgang aus Sicht des Spielleiters abgeschlossen sei
nur einer weiterspiele und dieser dann behaupte, er habe und wann es weitergehen könne.
im Trubel das Signal nicht gehört, dann sei dies häufig
„eine fadenscheinige Ausrede“, meint Wagner. Offen- Sowohl für Hartmann als auch für Wagner steht an obers-
sichtlich will dieser Akteur nur Zeit schinden oder die ter Stelle, dass Pfiff und Vergehen zusammenpassen.
Gegner provozieren. Für diese Unsportlichkeit sieht die „Die Variation muss stimmen und die Gewichtung muss
Regel eine Verwarnung vor. erkennbar sein“, sagt Wagner. „Mit dem Pfiff gebe ich
dem Umfeld zu erkennen, dass ich von meiner Entschei-
Musste der Schiedsrichter lange Zeit nur beim Anpfiff dung überzeugt bin“, betont Hartmann. Klar ist auch:
zur ersten und zur zweiten Halbzeit, beim Abpfiff und Nicht wie du pfeifst, ist entscheidend. Es muss schon
zur Ausführung eines Strafstoßes pfeifen, so sind in den ein Vergehen dazu vorliegen. Der Lehrwart formuliert
vergangenen Jahren ein paar neue „pfeifende“ Vorga- es so: Lieber ein schlechter Pfiff und richtig als ein „tol-
ben hinzugekommen. Inzwischen muss auch zur Frei- ler“ Pfiff, aber falsch.
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1_Das bloße Hochhalten der Pfeife signalisiert: Ich gebe das Spiel mit Pfiff frei.
2_Der Pfiff soll dem Vergehen angemessen sein.