Page 28 - DFB-Schiedsrichterzeitung 2/2018
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REIF FÜR DIE INSEL
Ivan Mrkalj (Mitte) vor
einem Einsatz auf der
Insel Gozo. Einmal ein Erstliga-Spiel leiten! Für die allermeisten Schiedsrichter ist
das ein absoluter Lebenstraum. Ivan Mrkalj aus Köln hat sich diesen
Traum erfüllt. Allerdings nicht in Deutschland, sondern auf Malta. Uns
erzählt er die Geschichte von einem Auslandspraktikum mit Folgen –
für ihn und für seinen Fußballkreis.
TE X T leich unter der Stiefelspitze Italiens liegt eine Während er Vorbereitungen für den Auslandsaufenthalt
Tobias Altehenger Insel, die viele nur vom Hörensagen kennen: traf, Flüge buchte und Koffer packte, kam die Zusage:
G Malta. Früher britische Kolonie, heute kleinster Der Kölner, der im FVM Spiele bis zur Mittelrheinliga lei-
Mitgliedsstaat der Europäischen Union, seit einigen Jah- tet und Mitglied im Perspektivkader ist, wurde vom Mal-
ren mit dem Euro als Zahlungsmittel – ansonsten weiß tesischen Fußball-Verband für die Zweite Liga nominiert.
man eigentlich wenig über dieses Land. Ein Felsklum- Auch die Pfeife musste also mit in den Koffer.
pen im Mittelmeer, auf dem sich unfassbar alte gelbe
Busse über schlaglochgespickte Straßen winden. Auch Nach der Ankunft auf der Insel ging alles relativ schnell.
Ivan Mrkalj aus Köln wusste noch vor einigen Monaten Die ersten Einsätze hatte Ivan Mrkalj allerdings noch
wenig über diese Insel und ihre Bewohner. Gerade die- nicht in der Zweiten Liga, sondern vor allem in der
ses Nichtwissen war für ihn aber Motivation genug, sich Jugend und in der Dritten und Vierten Liga – ein „Warm-
Malta einmal näher anzuschauen. up“ im neuen Umfeld sozusagen. Vierte Liga bedeutet
auf Malta allerdings so viel wie Kreisliga D. Denn mehr
„Ich musste erst einmal nachsehen, wo das überhaupt Ligen gibt es nicht.
liegt“, erinnert sich Ivan. Der Anlass für den Trip war
ursprünglich beruflicher Natur: Der 23-jährige Kölner Trotzdem ist genug zu tun für die nur rund 150 Schieds-
wollte auf Malta ein sechsmonatiges Praktikum im Bereich richter im Maltesischen Fußball-Verband. Mehrere Ein-
Social Media machen. Als er die Reise plante, wurde ihm sätze am Wochenende sind keine Seltenheit, alle Spiele
aber schnell klar: Sechs Monate, ohne zu pfeifen – das – auch in der Jugend – werden nämlich im Team gelei-
geht nicht. „Zunächst habe ich den Obmann des Malte- tet. „Die Leute sind einfach extrem fußballverrückt und
sischen Fußball-Verbandes kontaktiert, dann meinen begeistert“, weiß Ivan inzwischen. „Fußball ist National-
Vorsitzenden im Fußball-Verband Mittelrhein.“ Die Müh- sport, daneben gibt es auf Malta eigentlich nichts.“ Die
len der Fußball-Bürokratie setzten sich in Bewegung. eigene Premier League spielt für die Fans eine große